Nicht nur ein globaler Atomkrieg hätte verheerende Folgen: Schon ein regional begrenzter nuklearer Konflikt zwischen Indien und Pakistan könnte ein fast weltweites Ozonloch hervorrufen. Das haben amerikanische Forscher in einer Computersimulation gezeigt. Den Berechnungen zufolge erhöhen sich durch aufsteigenden Rauch die Temperaturen in der oberen Atmosphäre. Dadurch beschleunigen sich chemische Reaktionen, bei denen Ozon abgebaut wird, berichten die Forscher um Michael Mills.
In ihrer Computermodell simulierten Mills und seine Kollegen die Auswirkungen eines Atomkriegs zwischen zwei Ländern in den Breitengraden von Indien und Pakistan. Sie gingen dabei von einer Explosion von 100 Atombomben von der Stärke der Bombe aus, die 1945 über der japanischen Stadt
Hiroshima abgeworfen wurde. Der von den Abwurfstellen aufsteigende Rauch gelangt bis in die
Stratosphäre, was einer Höhe von 15 bis 50 Kilometern entspricht, ergab die Simulation. Dort absorbiert er die Sonnenstrahlung und lässt dadurch die Temperaturen im Bereich der Ozonschicht im ersten Jahr um 30 bis 60 Grad ansteigen. Die erhöhte Temperatur beschleunigt Reaktionen, die zum Abbau von Ozon führen, fanden die Forscher heraus. Diese Abnahme der Ozonschicht variiert nach Breitengrad, aber für drei Jahre würde die Schicht weltweit durchschnittlich auf das Niveau des heutigen antarktischen Ozonlochs zurückgehen.
Auf dieses als „ultravioletter Frühling“ bezeichnete Phänomen haben Forscher bereits früher hingewiesen. Doch wie die Simulation nun zeigte, sind die Auswirkungen schwerwiegender als bislang angenommen, da in früheren Studien die Erhitzung der oberen Atmosphärenschichten nicht genau berücksichtigt werden konnte. „Die große Überraschung ist, dass laut unserer Studie bereits ein regionaler nuklearer Konflikt eine stärkere Zerstörung der Ozonschicht verursachen würde, als es bislang für einen weltweiten Atomkrieg vorhergesagt wurde“, sagt Brian Toon, Ko-Autor der Studie. Erkrankungen wie Hautkrebs und Grauer Star würden dadurch ebenso zunehmen wie Schäden an Pflanzen, Tieren und Ökosystemen.
Schon in den 80er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts hatten Studien über einen möglichen Atomkrieg zum Modell des Nuklearen Winters geführt. Demnach gelangen durch nukleare Explosionen große Mengen Rauch, Ruß und Staub in die Atmosphäre. Diese absorbieren große Teile des Sonnenlichts, wodurch die Temperaturen auf der Erde auf winterliche Werte sinken.
Michael Mills (Universität von Colorado, Boulder) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0710058105 ddp/wissenschaft.de ? Michael Böddeker