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Atmen ohne Lunge

Erde|Umwelt

Atmen ohne Lunge
Auf der Insel Borneo haben Wissenschaftler einen Frosch ohne Lunge entdeckt: Der Borneo-Barbourfrosch kann seinen Sauerstoffbedarf anscheinend allein über die Haut decken, berichtet David Bickford von der National-Universität von Singapur. Die Froschart wurde zwar bereits vor 30 Jahren zum ersten Mal beschrieben ? damals konnten Forscher aber nur ein Exemplar des seltenen Tieres fangen und berichteten auch nichts über das ungewöhnliche Atmungssystem. Auch als 1995 ein weiteres Exemplar von Barbourula kalimantanensis gefunden wurde, erwähnten die beteiligten Autoren nichts derartiges. Das Fehlen des Atmungsorgans fiel erst Bickford und seinem Team auf: Die Forscher hatten auf einer Expedition in den indonesischen Teil Borneos neun weitere Tiere gefangen.

Barbourula kalimantanensis kommt nur in einem kleinen Gebiet in Kalimantan vor, dem indonesischen Teil Borneos. Dort lebt der Frosch in kalten, schnell strömenden Gewässern. Die Anpassung an diesen Lebensraum könnte das Verschwinden der Lungen erklären, schildert Bickford. Demnach seien Lungen in schnell strömenden Gewässern von Nachteil, da sie Tieren einen unerwünschten Auftrieb verschafften und damit die Gefahr erhöhten, von der Strömung mitgerissen zu werden. Gleichzeitig ist die Umgebung sehr sauerstoffreich, weshalb der Frosch genügend Sauerstoff über seine Haut aufnehmen kann, vermuten die Wissenschaftler. Bei Salamandern, die in ähnlicher Umgebung leben, wurden bereits etliche lungenlose Arten gefunden. Barbourula kalimantanensis ist allerdings der erste Frosch, der keine Lunge besitzt, so die Forscher.

Im Verhältnis zu seiner Körpergröße weist der Borneo-Barbourfrosch eine besonders große Hautoberfläche auf. Das erreicht er durch seinen extrem flachen Körperbau. Die gefangenen Tiere waren durchschnittlich etwa vier Zentimeter groß, bei einem Gewicht von rund sieben Gramm. Die Frösche verstecken sich gerne unter Steinen, weshalb sie so schwer zu finden sind, erklären die Wissenschaftler. Zudem ist der Lebensraum von Barbourula kalimantanensis durch den Menschen bedroht: Illegaler Goldabbau im westlichen Kalimantan richtet große Umweltzerstörung an. So berichten die Wissenschaftler von ursprünglich klaren, kalten Bächen, die sich inzwischen in trübe, erwärmte Gewässer verwandelt hätten. Um das Überleben des Borneo-Barbourfrosch zu sichern, seien Naturschutzmaßnahmen deshalb dringend nötig, fordert Bickford.

David Bickford (National-Universität von Singapur) et al.: Current Biology, Online-Vorabveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens
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