Wie stark ein Mensch zu Eifersucht neigt, hängt auch von seiner Körpergröße ab. Dabei gibt es allerdings deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, stellten Forscher der Universitäten in Groningen und Valencia fest: Männer reagieren umso entspannter auf mögliche Rivalen, je größer sie selbst sind. Dagegen sind Frauen von mittlerer Körpergröße am seltensten eifersüchtig, während ihre besonders großen oder kleinen Geschlechtsgenossinnen häufiger davon geplagt werden. Die Wissenschaftler um den niederländischen Psychologen Abraham Buunk machen die menschliche Evolutionsgeschichte für diese Unterschiede verantwortlich.
Frühere Forschungen hatten sich vor allem auf den Zusammenhang von Körpergröße und Attraktivität konzentriert. Demnach sind Frauen von mittlerer Körpergröße besonders fruchtbar und gesund ? sie üben daher auf die meisten Männer einen größeren Reiz aus als Frauen, die von der
Normgröße abweichen. Umgekehrt wirken Männer auf Frauen umso attraktiver, je größer sie sind. Die Frauen beurteilen die Größe als ein Zeichen von Dominanz und einer hohen Fähigkeit zur Fortpflanzung, so die Wissenschaftler.
Um die Auswirkungen dieser evolutionären Entwicklung auf die Eifersucht zu untersuchen, befragten die Forscher 549 Männer und Frauen in Spanien und den Niederlanden. Dabei wollten sie herausfinden, wie eifersüchtig sich die Probanden generell selbst wahrnehmen und welche Eigenschaften bei potenziellen Rivalen als besonders gefährlich empfunden werden. Frauen reagierten dabei besonders auf Schönheit und Charme ihrer Geschlechtsgenossinnen mit Eifersucht, Männer fürchteten hingegen vor allem reiche und starke Konkurrenten.
Interessanterweise erwiesen sich große Männer in der Studie generell als weniger empfänglich für Eifersucht als kleinere. Bei den Frauen waren es dagegen vor allem die durchschnittlich großen, die am seltensten eifersüchtig reagierten. Eine Ausnahme entdeckten die Forscher, wenn mittelgroße Frauen mit körperlich oder sozial dominanten Konkurrentinnen konfrontiert wurden ? hier empfanden die normalgroßen Frauen besonders starke Eifersucht. Für die Forscher ist auch dies ein Hinweis auf evolutionäre Prozesse: „Größere Frauen sind dominanter und können besser kämpfen als kleinere Frauen“, schreiben die Wissenschaftler. Was bei Männern besonders attraktiv wirke, steigere demnach umgekehrt bei Frauen das Potenzial für Eifersucht.
New Scientist, 15. März, S. 19 Originalarbeit der Forscher: Abraham Buunk (Universität Groningen) et al.: Evolution and Human Behavior, Bd. 29, S. 133 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens