Nach dem Donutgelage ließen Bilder der fettigen Kringel die Probanden und deren Gehirne eher kalt ? sie reagierten darauf ähnlich desinteressiert wie auf die Schraubendreher, zeigte die Auswertung. Ganz anders nach der erzwungenen Fastenkur: Sobald ein Bild eines Donuts auftauchte, traten zwei Hirnnetzwerke in Aktion. Zuerst sprang das Limbische System an, das unter anderem das Belohnungszentrum enthält und für die Verarbeitung von Emotionen und Triebverhalten zuständig ist. In diesem Fall diente es als eine Art Alarmglocke, erklärt Mesulam: „Es sagt mir nicht nur, ‚Ich bin hungrig‘, sondern auch ‚Achtung, hier ist Essen'“. Direkt anschließend aktivierten sich die für die räumliche Orientierung verantwortlichen Hirnareale. Sie lenken den Fokus der Hungrigen auf das neue Objekt der Begierde ? in diesem Fall also den abgebildeten Donut, so Mesulam.
Die Studienergebnisse können jedoch mehr als nur die Unwiderstehlichkeit von Süßigkeiten erklären, merkt der Forscher an. Sie demonstrierten vielmehr, wie das Gehirn die Objekte und Signale auswählt, die relevant für die aktuellen Bedürfnisse des Körpers sind. „Wenn man in einem Wald ist und ein Rascheln hört, zwingt einen der Kontext, dem Geräusch die volle Aufmerksamkeit zu schenken ? schließlich könnte es ein Hinweis auf eine Gefahr sein. Ist man aber in einem Büro, macht der Kontext das gleiche Geräusch sehr viel weniger bedeutsam“. Der Job des Gehirns sei es daher, die Bewertung eines Sinneseindrucks und die darauf folgende Reaktion an die jeweilige Situation anzupassen.