McCaffrey zog nun statistische Überlegungen zurate. Da es erst seit hundert Jahren Seismographen gibt und historische Überlieferungen auch nur wenige Jahrhunderte zurückreichen, sei es nicht möglich, aus der bekannten Erdbebengeschichte zu schließen, dass manche Abschnitte von Subduktionszonen von Megabeben verschont werden. Wegen der langen Wiederkehrzeiten reiche die statistische Datenbasis für solche Schlüsse nicht aus. Da Subduktionszonen in der Regel im Meer liegen, müsse an allen solchen Plattengrenzen mit Tsunamis gerechnet werden.
Geophysiker versuchen seit längerem zumindest statistische Vorhersagen für Wiederkehrzeiten von Erdbeben an bestimmten Plattengrenzen zu machen. Die zugrundeliegenden Berechnungen sind relativ einfach: Bei einem Magnitude-9-Beben verschiebt sich die Erdkruste englang eines mehrere hundert Kilometer langen Segments einer Plattengrenze auf einen Schlag um 20 Meter. Je nachdem, wie schnell sich die Platte bewegt ? zwischen zwei und zehn Zentimetern pro Jahr ? dauert es zwischen 200 und 1.000 Jahren, um genug Spannung für ein Megabeben aufzustauen. Wenn die Spannung zwischendurch durch kleinere Beben abgebaut wird, können die Intervalle zwischen zwei Megabeben noch länger sein.
McCaffrey kommt aufgrund dieser Überlegungen zu dem Schluss, dass in den letzten Jahrzehnten ungewöhnlich viele Megabeben auftraten. Das stärkste jemals gemessene Beben ereignete sich 1960 in Chile (Magnitude 9,5), weitere Magnitude-9-Beben gab es 1946 auf den Aleuten, 1952 in Kamtschatka, 1964 in Alaska und eben 2004 vor Sumatra.