Die Wissenschaftler analysierten anschließend die vom MRT aufgenommenen Bilder des Gehirns und betrachteten zunächst die während des normalen Musizierens aktiven Gehirnregionen. Um der Kreativität auf die Spur zu kommen, zogen sie diese dann von den Aufnahmen des improvisierenden Gehirns ab. Auf diese Weise konnten Limb und Braun die für das Improvisieren einzigartigen Gehirnregionen isolieren: Bei allen Musikern war zu sehen, dass die Aktivität im sogenannten dorsolateralen präfrontalen Cortex deutlich zurückging. Dieses Areal ist für geplante Aktionen und Selbstzensur verantwortlich und zum Beispiel während eines Bewerbungsgesprächs sehr aktiv. Eine deutlich erhöhte Aktivität zeigte hingegen der mediale präfrontale Cortex, in dem Selbstdarstellung und individuelle Handlungen ihren Ursprung haben.
„Wir denken, dass man beim Improvisieren eine Geschichte über sich selbst erzählt und alle hindernden Elemente dafür ausschaltet“, fasst Limb die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. Die gleichen Mechanismen könnten nicht nur bei Jazzmusikern, sondern bei allen Menschen zu finden sind, glauben die Forscher. Spontan neue Gedanken zu haben, beispielsweise aus dem Stegreif ein Problem zu lösen, sei ein integraler Bestandteil des Menschen.