Nach Larssons Erkenntnissen waren die Röcke der Frauen dagegen einteilig, hinten mit Schleppe und vorne geöffnet, so dass das Leinenunterkleid hervorlugte. Die Schnallen zur Befestigung saßen auf den Brüsten, nicht am Schlüsselbein, was auch in Gräbern so zu sehen war. „Es war nur eine prüde Interpretation, dass die Schnallen während der Zersetzung der Leiche nach unten gerutscht sind“, meint Larsson dazu.
Mit Einzug des Christentums etwa im Jahr 900 nach Christus kam diese provokante Sitte allerdings zum Erliegen. Die Handelsbeziehungen mit dem Osten wurden schlechter und neue mit dem christlichen byzantinischen Reich und dem westlichen Europa aufgebaut. Die mittelalterliche Mode zog in Skandinaven ein, die Kleider wurden keuscher und näherten sich dem traditionellen Bild der Wikingermode an. Die Textilforscherin hat damit einen Bruch in der bis jetzt als einheitlich angesehen Wikingerperiode (750 bis 1050 nach Christus) aufgedeckt. „Textilforschung sagt mehr über den Stand einer Gesellschaft aus als Traditionsforschung“, meint die Wissenschaftlerin. „Denn alte Rituale halten sich oft lange über einen gesellschaftlichen Wandel hinaus, doch wenn Handelsrouten abgeschnitten werden, betrifft das die Mode sofort.“