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Wenn die Stimme nicht reicht

Erde|Umwelt

Wenn die Stimme nicht reicht
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Reihenaufnahme eines Annakolibris im Sturzflug. Foto: Royal Society of London/Chris Clark
Die lauten Tschirpgeräusche des Annakolibris werden nicht von seinem Stimmkopf, sondern von seinen Schwanzfedern verursacht. Wenn die Männchen der Art während des Balzens in den Sturzflug gehen und eine bestimmte Geschwindigkeit erreichen, beginnen die Schwanzfedern zu vibrieren und erzeugen das laute Fiepen. Dies entdeckten Christopher Clark und Teresa Feo von der Universität in Berkeley, als sie den Balzflug der Kolibris mit Hochgeschwindigkeitskameras aufnahmen.

Hat ein männlicher Annakolibri ein Revier erobert und verirrt sich ein Weibchen dorthin, so schießt das männliches Tier aus dreißig Metern Höhe in einem Sturzflug auf das Weibchen herab. Er erzeugt dabei eine Reihe von Geräuschen, deren lautestes und markantestes an der tiefsten Stelle des Fluges erklingt, bevor das Männchen wieder an Höhe gewinnt. Der Ursprung dieses Klangs war unter Biologen lange Zeit umstritten. Zwar war bekannt, dass Federn Geräusche hervorbringen können. Der Ton hat jedoch auch große Ähnlichkeit mit dem normalen Gesang des Vogels.

Clark und Feo filmten aus diesem Grund Kolibrimännchen mit Spezialkameras, um so Bild für Bild die Stellung der Federn des Vogels während des Sturzfluges betrachten zu können. Ihnen fiel auf, dass die Tiere mit geschlossenen Schwanzfedern starten, am tiefsten Punkt der Flugbahn die Federn aber für Sekundenbruchteile spreizen ? und gleichzeitig der Ton erklingt. Als nächstes untersuchten die Forscher, wie der Kolibri seinen Schwanz einsetzt, um das Geräusch zu erzeugen. In der Natur entstehen mechanische Pfeifgeräusche auf drei verschiedene Arten: durch Luftwirbel, die Luftbewegung durch eine Lücke oder durch die Vibration eines Gegenstandes in einer bestimmten Frequenz.

Tatsächlich konnten die Forscher in Versuchen mit wildlebenden Kolibris die Vibration einer bestimmten Schwanzfeder als Ursprung des Klangs ausmachen: Überschreitet der Vogel die Geschwindigkeit von 23 Metern pro Sekunde, was ihm nur im Sturzflug möglich ist, so beginnt die Innenseite der äußersten der fünf Schwanzfedern zu vibrieren. Der dadurch hervorgerufene Ton hat eine Frequenz von vier Kilohertz und befindet sich auf der Tonleiter vier Oktaven über dem Mittleren C. Clark und Feo glauben, dass der Annakolibri diese Technik entwickelt hat, um einen lauteren Ton zu erzeugen, als ihnen mit ihrem kleinen Stimmkopf möglich ist.

Christopher Clark und Teresa Feo (Universität in Berkeley): Proceedings of the Royal Society, Biological Sciences (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2007.1619). ddp/wissenschaft.de ? Livia Rasche
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