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Der Seeweg zur Syphilis

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Der Seeweg zur Syphilis
Die Syphilis kam mit dem Seefahrer Christoph Kolumbus von der Neuen Welt nach Europa. Diesen Schluss ziehen Forscher aus einer genetischen Analyse des Bakteriums Treponema pallidum und dessen Unterarten, die Syphilis und verwandte Krankheiten verursachen. Die Ergebnisse aus dem Erbgutvergleich beleben erneut eine frühere Kontroverse bezüglich der Herkunft des Erregers: Das Bakterium entwickelte sich demnach wohl nicht, wie von einigen Wissenschaftlern angenommen, in Europa, sondern hat seinen Ursprung in Amerika. Das berichten Forscher um Kristin Harper von der Emory-Universität in Atlanta.

Auf der Suche nach dem Ursprung der Syphilis studierten Harper und ihre Kollegen die Gene von insgesamt 26 Bakterienstämmen, die sie aus verschiedenen Ländern in Europa und Übersee gesammelt hatten. Sie verglichen die Ähnlichkeit im Erbgut der Mikroben und überprüften, zwischen welchen Ländern die Unterschiede in den genetischen Abschnitten am größten waren. Daraus entwickelten sie einen Stammbaum des Bakteriums, der ihnen verriet, in welcher zeitlichen Abfolge die einzelnen Unterarten entstanden.

Der Vorläufer für die geschlechtlich übertragene Form der Syphilis war demnach ein Stamm aus Südamerika. Im Zuge seiner Entwicklung bildeten sich verschiedene Erscheinungsformen der Krankheit heraus, die sich in ihrem Übertragungsweg unterschieden: Anfangs lag die Syphilis in einer Form vor, die bereits im Mutterleib übertragen wurde oder in der frühen Kindheit auftrat. Die Verbreitung des Erregers nach Europa erfolgte dann in der als venerische Syphilis bezeichneten, beim Geschlechtsverkehr übertragenen Variante. Später bildeten sich Abwandlungen wie die sogenannte Frambösie, eine der Syphilis ähnliche Infektionskrankeit, heraus.

Die ersten Fälle der Syphilis wurden 1495 und damit kurz nach Kolumbus‘ Rückkehr in Europa bekannt. Unklar bleibt noch, ob Kolumbus eine geschlechtliche Form der Syphilis mitbrachte oder ob es sich um einen Vorläufer des Stammes handelte, der sich dann relativ schnell zum heutigen Syphilis-Erreger weiterentwickelte, so die Forscher.

Andere Wissenschaftler wie Connie Mulligan von der Universität von Florida sehen in der Herangehensweise der Forscher jedoch einige Schwächen, wie sie in einem Kommentar schreiben: Harpers Team erstellte die genetischen Stammbäume anhand weniger Erbgutbereiche, die jedoch eine natürliche Variation aufweisen und daher unpassend als Grundlage für einen Vergleich scheinen. Zudem könnten Ähnlichkeiten im Erbgut zweier Unterarten nicht nur auf einen zeitlichen Zusammenhang hinweisen, sondern auch auf ein räumliches Verteilungsmuster, was von den Wissenschaftern aber nicht näher untersucht wurde.

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Kristin Harper (Emory-Universität, Atlanta) et al.: PLoS Neglected Tropical Diseases, Band 2, Artikel e148 Kommentar zur Studie: Connie Mulligan (Universität von Florida) et al.: Molecular Studies in Treponema pallidum Evolution: Toward Clarity. PLoS Neglected Tropical Diseases ddp/wissenschaft.de ? Christina Taraschewski
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