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Erfolgsgeheimnis: Passende Klamotten

Geschichte|Archäologie

Erfolgsgeheimnis: Passende Klamotten
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Was dem Neandertaler schließlich den Garaus gemacht hat, darüber rätseln Anthropologen bis heute. Foto: wikipedia.de
Für das Aussterben der Neandertaler könnte ihr fehlendes Geschick mit Nadel und Faden beziehungsweise Knochenspitze und Sehne mitverantwortlich gewesen sein: Die Frühmenschen hatten nie gelernt, Kleidungsstücke so anzufertigen, dass sie sich in mehreren Schichten übereinander tragen ließen, und waren deshalb plötzlichen Kälteeinbrüchen praktisch schutzlos ausgeliefert, glaubt der australische Forscher Ian Gilligan. Damit wären ihnen paradoxerweise gerade ihre robuste Natur und ihre gute Kältetoleranz zum Verhängnis geworden. Der anatomisch moderne Mensch habe schließlich nur deswegen früher die für das Schneidern nötigen Fertigkeiten entwickelt, weil er schon mit einer leichten Abkühlung schlecht zurechtkam, schreibt Gilligan.

Die Neandertaler verschwanden wahrscheinlich vor etwa 30.000 Jahren von der Bildfläche ? kurz vor dem Maximum der letzten Eiszeit und etwa zu der Zeit, als sich der moderne Mensch in Europa auszubreiten begann. Warum das passierte, ist unter Wissenschaftlern nach wie vor umstritten. Als Schlüsselfaktoren werden vor allem das Klima und die Überlegenheit des modernen Menschen beim Jagen diskutiert, erläutert Gilligan. Allerdings hält er es genau wie eine Reihe anderer Forscher für merkwürdig, dass der Neandertaler mehr als 100.000 Jahre mit seinen Jagdmethoden glänzend zurechtkam und diese plötzlich nicht mehr ausreichend gewesen sein sollen.

Trotzdem könnten das Klima und eine gewisse Überlegenheit von Homo sapiens die entscheidenden Faktoren gewesen sein ? jedoch nicht in Bezug auf die Jagd, sondern in Bezug auf angemessene Kleidung, so Gilligans These. Da der moderne Mensch sehr empfindlich gegenüber kühlerem Wetter war, entwickelte er bereits vor etwa 90.000 Jahren und damit lange vor dem Höhepunkt der Eiszeit eine frühe Form des Schneiderhandwerks. Dazu gehörten Werkzeuge wie Steinklingen, Knochenspitzen und später auch -nadeln, mit denen sich Tierhäute zuschneiden und zusammennähen ließen. Auf diese Weise war es möglich, komplexe Kleidungsstücke inklusive Unterwäsche herzustellen, die den Körper optimal umschlossen und ihn so warm hielten.

Der Neandertaler hingegen war besser an niedrige Temperaturen angepasst und benötigte während normaler Klimaphasen keine zusätzliche Kleidung, abgesehen von losen umgehängten Tierhäuten. Als dann jedoch der Höhepunkt der Eiszeit mit seinen extremen Temperaturen kam, konnten die Neandertaler nicht schnell genug reagieren: Ihnen blieb keine Zeit mehr, die notwendigen Fertigkeiten zu entwickeln. Gilligan hält es daher für wahrscheinlich, dass viele von ihnen erfroren und dass das schließlich zum Aussterben der ansonsten erfolgreichen Frühmenschen führte.

Ian Gilligan (Australische Nationaluniversität, Canberra): World Archaeology, Bd. 39, Nr. 4, S. 499 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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