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Warum in die Ferne schweifen…

Erde|Umwelt

Warum in die Ferne schweifen…
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Männliche Schimpansen bleiben der Region treu, in der sie geboren wurden und wo sie sich am besten auskennen. Foto: wikipedia.de
Schimpansenmännchen hängen auch als Erwachsene noch an den Gefilden ihrer Kindheit, haben US-Biologen entdeckt: Wenn sie alleine unterwegs sind, bleiben sie praktisch immer in den Gebieten, die auch ihre Mütter bevorzugt haben ? selbst wenn diese seit vielen Jahren tot sind. Die soziale Stellung des Männchens spielt dagegen ebenso wenig eine Rolle bei der Wahl eines Reviers wie das Futterangebot oder die Verfügbarkeit von Weibchen. Entscheidender Faktor für die ungewöhnliche Heimatliebe scheint einzig und allein die Tatsache zu sein, dass die Tiere die Gegend inklusive aller Futterreserven in- und auswendig kennen.

Zwischen 41 und 53 Tiere, darunter 10 bis 12 erwachsene Männchen, umfasste die Schimpansengruppe aus dem Gombe-Nationalpark in Tansania in den Jahren 2001 bis 2004, deren Daten die Forscher nun auswerteten. Den größten Teil der Zeit verbrachten die Tiere in unterschiedlich großen Gruppen. Die Männchen bildeten beispielsweise größere Jagdgesellschaften, um gemeinsam Jagd auf Stummelaffen zu machen, und lockere Kooperationen, um sich besser gegen Angriffe verteidigen zu können. Solche Zusammenschlüsse bringen jedoch auch Nachteile für die einzelnen Tiere mit sich. So wird die Konkurrenz um die Weibchen größer und die Beute muss geteilt werden. Aus diesem Grund verbringen die Männchen einen Teil ihrer Zeit alleine.

Als die Forscher überprüften, wo sich die Tiere dabei am häufigsten aufhielten, erlebten sie eine Überraschung: Die Männchen suchten weder nach den fruchtbarsten Revieren mit dem größten Futterangebot noch nach solchen mit Zugang zu möglichst vielen Weibchen. Stattdessen entschieden sie sich für die Gebiete, die sich zusammen mit ihren Müttern in Kindheit und frühen Jugend kennengelernt hatten. Die Triebkraft dahinter war jedoch nicht die enge Verbindung zur Mutter, erklären die Forscher ? in mehreren Fällen waren die Mütter der beobachteten Männchen nämlich bereits seit mehr als zwanzig Jahren tot.

Vielmehr war wohl die intime Kenntnis des Gebietes und seiner Möglichkeiten ausschlaggebend für die Wahl der Tiere, erläutern die Forscher. Das sei insofern ungewöhnlich, als dass der Gombe-Park äußerst unterschiedliche Reviere bietet ? von sehr kargen bis hin zu solchen mit einem üppigen Nahrungsangebot. Die Zeitersparnis durch das Vorwissen scheine daher die Nachteile eines schlechten Futterangebots aufzuwiegen. Interessanterweise, so die Forscher weiter, war es tatsächlich das Futter, das die entscheidende Rolle spielte ? bisher waren Biologen meist davon ausgegangen, dass nur die Weibchen die Futterressourcen in Betracht ziehen und für die Männchen nur der Zugang zu Weibchen zählt.

Carson Murray (Universität von Minnesota, St. Paul) et al.: Current Biology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.cub.2007.11.044 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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