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Sehen ohne Zapfen und Stäbchen

Erde|Umwelt

Sehen ohne Zapfen und Stäbchen
Auch völlig blinde Menschen reagieren unter bestimmten Bedingungen auf Licht. Das haben Forscher aus Großbritannien und den USA bei Tests mit zwei Blinden gezeigt, die keine funktionsfähigen Zapfen und Stäbchen mehr besitzen ? jene lichtempfindlichen Rezeptoren in der Netzhaut des Auges, die normalerweise das Sehen ermöglichen. Bei den Probanden konnten die Forscher durch gezielte Bestrahlung unter anderem den Ausstoß des an der Regelung des Wach- und Schlafrhythmus beteiligten Hormons Melatonin beeinflussen. Möglich wird diese Reaktion auf Licht wahrscheinlich durch besondere lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut, die beim Menschen jedoch bislang nicht identifiziert werden konnten. Nachgewiesen sind sie lediglich bei Mäusen.

Die Hauptschwierigkeit bei den Versuchen war zunächst, überhaupt passende Probanden zu finden, die zum einen keine funktionsfähigen Zapfen und Stäbchen mehr besitzen, deren Netzhaut jedoch ansonsten noch intakt ist. Schätzungen zufolge trifft diese Konstellation auf nicht einmal jeden zwanzigsten Blinden zu. Fündig wurden die Forscher bei einem 56-jährigen Mann und einer 87 Jahre alten Frau, die sie einer ganzen Reihe von Tests unterzogen.

So zeigten die Wissenschaftler bei dem 56-Jährigen in einer zweiwöchigen Versuchsreihe, dass der Melantoninspiegel auf Licht reagierte und sich die innere Uhr des Probanden mit Hilfe von Licht verstellen ließ. So konnten die Forscher beeinflussen, wie schläfrig oder wach sich der Proband fühlte und wie er in Aufmerksamkeitstests abschnitt. Als besonders wirkungsvoll erwies sich hierbei blaues Licht. Bei der 87-Jährigen beobachteten die Forscher, wie sich die Pupillen beim Einfall von Licht verengten. Besonders stark war dieser Effekt auch hier bei blauem Licht. Die ansonsten völlig blinde Probandin konnte in weiteren Versuchen sogar zuverlässig angeben, ob die blaue Lichtquelle gerade angeschaltet war oder nicht.

Neben den für das Sehen wichtigen Zapfen und Stäbchen gibt es weitere lichtempfindliche Zellen im menschlichen Auge, die für die Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus und der inneren Uhr wichtig sind, schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Bei Menschen mit schwersten Augenverletzungen sollte daher anstelle einer Totalamputation des Auges versucht werden, wenigstens die Netzhaut mit diesen lichtempfindlichen Zellen zu erhalten, empfehlen sie. So hätten die Patienten zumindest die Chance, die natürliche Steuerung ihrer inneren Uhr und ihres Wach- und Schlafrhythmus zu behalten.

Farhan Zaidi (Imperial College, London) et al.: Current Biology, Bd. 17, S. 2122 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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