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Warum Pygmäen klein sind

Geschichte|Archäologie

Warum Pygmäen klein sind
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Die Kleinwüchsigkeit einiger Völker ist nach Ansicht von Forschern eine evolutionäre Nebenwirkung . Bild: Rodolph Schlaepfer
Bei den oft auch als Pygmäen bezeichneten kleinwüchsigen Menschen in Afrika, Asien und Neu-Guinea ist die geringe Körpergröße nicht etwa eine Anpassung an das Leben im dichten Urwald. Es ist für sie vielmehr von Vorteil, früh ausgewachsen zu sein und Nachkommen hervorbringen zu können, da ihre Sterblichkeit extrem hoch ist. Das haben britische Wissenschaftler bei einer Analyse von Körpergröße, Fruchtbarkeit und Lebenserwartung von Angehörigen verschiedener kleinwüchsiger Stämme herausgefunden.

In der geringen Körpergröße dieser Menschen, bei denen Männer durchschnittlich höchstens 1,55 Meter groß werden, sahen Wissenschaftler bisher eine Anpassung an das Leben im Dickicht des Urwalds und an die Fähigkeit, Hungerperioden zu überstehen und der feuchten Hitze zu trotzen. Diese positiven Faktoren seien jedoch nur ein Beiprodukt der Evolution, erklären die Wissenschaftler nun, denn die wahre Ursache der Kleinwüchsigkeit liege in der extrem hohen Sterblichkeit. So haben Volksgruppen wie die auf den Philippinen beheimateten Aeta nur Lebenserwartungen zwischen 16 und 25 Jahren. Die Massai und Turkana in Ostafrika, die sich durch große Körpergrößen auszeichnen, werden dagegen im Durchschnitt etwa 40 Jahre alt, argumentieren die Forscher um Migliano.

Dieser Unterschied schlägt sich im Wachstum nieder: Zwar unterscheidet sich das Größenwachstum in den ersten Jahren bei den Aeta kaum von dem der afrikanischen Volksgruppen, doch während bei den Aeta das Wachstum mit zwölf Jahren weitgehend abgeschlossen ist, wachsen die Massai und Turkana drei bis vier Jahre weiter und werden aus diesem Grund weitaus größer.

Das frühere Ende des Wachstums bringt eine schnellere körperliche Reife mit sich, konnten die Wissenschaftler zeigen. So waren bei den Aeta die Frauen am fruchtbarsten, die mit 15 Jahren ihr erstes Kind zur Welt brachten ? ein im Vergleich zu anderen, ebenfalls sehr ursprünglich lebenden Volksgruppen extrem niedriges Alter. Laut den Forschern spricht dies dafür, dass bei der Entwicklung dieses Körpermerkmals nicht die geringe Körpergröße an sich einen evolutionären Vorteil bot, sondern das frühe Ende des Wachstums. Die Lebensspanne zwischen Geburt und Tod sei für diese Menschen so kurz, dass sie ein beschleunigtes Leben führten und daher früher zu wachsen aufhörten, schreiben die Wissenschaftler.

Andrea Migliano (Universität Cambridge) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1073/pnas.0708024105 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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