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Verräterisches Zucken im Nacken

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Verräterisches Zucken im Nacken
Ob jemand mit den Gedanken voll bei der Sache ist oder sich bereits wieder auf etwas anderes konzentriert, verraten seine Nackenmuskeln: Sie reagieren selbst dann auf eine Verlagerung der Aufmerksamkeit, wenn sich die Blickrichtung nicht verändert, haben kanadische Forscher nachgewiesen. Diese winzigen unbewussten Bewegungen der Muskeln liefern also objektivere und einfacher zugängliche Informationen über den Fokus der Aufmerksamkeit als die bisher häufig als Maß verwendeten Augenbewegungen, so das Fazit der Wissenschaftler.

Wenn sich jemand auf ein Gespräch oder einen Gegenstand konzentriert, richtet er normalerweise auch seinen Blick auf seinen Gesprächspartner oder das entsprechende Objekt. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, seine Gedanken noch während des Gesprächs etwa auf ein noch anstehendes Meeting oder die anschließende Autofahrt nach Hause zu richten. In solchen Momenten verschiebt sich der Fokus der sogenannten verdeckten Aufmerksamkeit, ohne dass sich das an der Blickrichtung oder den Augenbewegungen ablesen lässt.

Vollständig ohne äußere Anzeichen verläuft diese Verschiebung jedoch nicht, konnten Brian Corneil und sein Team nun bei Versuchen mit Rhesusaffen zeigen: Auch wenn die Tiere ihre Augen starr auf ein Objekt fixiert hielten, zuckten ihre Nackenmuskeln auf eine charakteristische Weise, wenn am Rand ihres Blickfeldes ein interessanter Reiz auftauchte.

Diese Bewegungen entstammen einer ganzen Folge von Vorgängen im Gehirn, die mit der bewussten Verlagerung der Aufmerksamkeit einhergehen, erklären die Forscher: Zuerst wird der Fokus vom bisherigen Ziel gelöst und auf ein anderes gerichtet. Während dieser Zeit sind die motorischen Zentren des Gehirns, die die Augenbewegungen steuern, zwar schon aktiviert, die Ausführung ihrer Befehle wird jedoch durch verschiedene Kompensationsmechanismen gebremst. Erst wenn das neue Ziel tatsächlich fokussiert ist, bekommen die Augenmuskeln die Anweisung, sich zu bewegen, so dass sich der Blick auf eben dieses neue Ziel richtet.

Im Gegensatz zu den Muskeln, die die Bewegung der Augäpfel steuern, reagieren die Nackenmuskeln nicht auf diese Kompensationsmechanismen. Die Folge ist, dass sie sich bereits in dem Moment bewegen, in dem die Aufmerksamkeit sich zu verlagern beginnt. Die Forscher hoffen nun, auf Basis ihrer Entdeckung ein Werkzeug entwickeln zu können, um beispielsweise die Kommunikation von Menschen mit Verletzungen oder Schäden des Gehirns verbessern zu können.

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Brian Corneil (Universität von West-Ontario, London) et al.: Nature Neuroscience, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/nn2023 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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