Die Forscher berichten nun, warum der Nankai-Graben eine besonders wirkungsvolle Tsunami-Fabrik ist: Sie fanden eine Störung, die von der Erdbebenzone in zehn Kilometern Tiefe ununterbrochen bis zum Meeresboden reicht. Bricht also die Erdkruste in der Tiefe, dann setzt sich die Bewegung der Platten bis zum Meeresboden fort. Wenn sich ein Beben ereignet, dann ruckt auch der Meeresboden auf und ab, wodurch Tsunamis entstehen.
Moore und seine Kollegen entdeckten außerdem, dass die Bruchzone am Nankai-Graben in jüngster Zeit steiler geworden ist. „Das führt zu einer direkteren Verschiebung des Meeresbodens, und die Verschiebung hat eine stärkere vertikale Komponente, was wiederum wirkungsvoller bei der Erzeugung von Tsunamis ist“, sagt Co-Autor Nathan Bangs von der University of Texas in Austin. Die Forscher nehmen daher an, dass die von ihnen gefundene Verwerfung auch für den Tsunami von 1944 verantwortlich war. Bislang war der Aufbau dieser und ähnlicher Verwerfungen in der Nähe der Oberfläche nur ungenau bekannt, weshalb auch unklar war, warum manche der gefürchteten „Megathrust“-Beben Tsunamis erzeugen, andere aber nicht.
Die Untersuchung von Moore und seinen Kollegen war Teil des internationalen Nankai Trough Seismogenic Zone Experiment (NanTroSEIZE). Dabei soll eine der gefährlichsten Erdbeben-Fabriken des Planeten mit allen erdenklichen Untersuchungsmethoden erkundet werden: Die Forscher wollen an mehreren Stellen direkt in die Störungszone bohren und dauerhaft Instrumente zur Überwachung in der Nähe der Verwerfung anbringen. „Wir wollen verstehen, was an unterschiedlichen Plattengrenzen passiert“, sagt Bangs. „Der Tsunami in Indonesien von 2004 war eine große Überraschung. Indem wir andere Störungszonen verstehen und ihr Tsunami-Potenzial untersuchen, werden wir in Zukunft hoffentlich weniger Überraschungen erleben.“