Einem US-Forscherteam ist zum ersten Mal das therapeutische Klonen von Affen gelungen: Sie verpflanzten das Erbgut von Hautzellen eines erwachsenen Rhesusaffen-Männchens in entkernte Eizellen und erzeugten daraus Embryonen, aus denen sie anschließend embryonale Stammzellen gewannen. Die Zellen entsprachen in allen getesteten Punkten herkömmlichen embryonalen Stammzellen, berichtet das Team um Shoukhrat Mitalipov. Auch waren sie genau wie diese in der Lage, sich in Herzmuskel- und Nervenzellen zu verwandeln. Um jeden Zweifel auszuräumen, ließen sich die Forscher zudem die Echtheit ihrer Zellen von einem unabhängigen Forscherteam aus Australien bestätigen. Mit einer ähnlichen Meldung hatte vor drei Jahren der Südkoreaner Woo Suk Hwang für Aufsehen gesorgt ? allerdings erwiesen sich seine angeblichen menschlichen Klone später als vollständige Fälschung.
Insgesamt 35 der 213 verwendeten Eizellen teilten sich nach dem Verpflanzen des fremden Erbguts erfolgreich und entwickelten sich bis zum sogenannten Blastozytenstadium, einer frühen Phase in der Embryonalentwicklung, in der die Embryonen aus etwa 100 bis 200 Zellen bestehen. Daraus gewannen die Wissenschaftler zwei Stammzelllinien, die sie und ihre australischen Kollegen intensiv untersuchten. Das genetische Material im Zellkern dieser Zellen stimmte vollständig mit dem des Spender-Männchens überein, ergab diese Auswertung. Die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, waren hingegen erwartungsgemäß identisch mit denen der jeweiligen Eizellenspenderin. Zudem entsprachen sowohl das Aussehen der Zellen als auch das Aktivitätsprofil bestimmter Gene dem embryonaler Stammzellen, die auf herkömmliche Weise erzeugt wurden.
Damit gelang es nach einer ganzen Reihe anderer Säugetiere ? unter anderem Maus, Schaf, Rind und Hund ? erstmals, einen Primaten zu klonen, einen Vertreter jener biologischen Gruppe also, der auch der Mensch angehört. Möglich wurde dies durch eine extrem schonende Entfernung des Kerns der Eizelle und diversen anderen Veränderungen beim Klonverfahren, erklären die Forscher.
Prinzipiell rückt damit das therapeutische Klonen beim Menschen, das nach der Entdeckung von Hwangs Fälschungen in weiter Ferne schien, wieder etwas näher. Allerdings müsse die Methodik für den Einsatz beim Menschen noch weit effizienter werden, geben die Wissenschaftler zu bedenken. Das therapeutische Klonen gilt als große Hoffnung für die Behandlung von Krankheiten wie Parkinson, Alzheimer oder Diabetes, weil sich mit ihm maßgeschneiderte unspezialisierte Zellen herstellen lassen, die sich in jedes Körpergewebe verwandeln können. Gleichzeitig werden sie im Gegensatz zu Zellen mit fremdem Erbgut nicht vom Immunsystem abgestoßen. In Deutschland ist das therapeutische Klonen allerdings verboten.
Shoukhrat Mitalipov (Primatenforschungzentrum, Oregon) et al., David Cram (Monash-Universität, Victoria) et al.: Nature, DOI: 10.1038/nature06357 und Bd. 450, S. E12 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel