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Essen gegen die Uhr

Erde|Umwelt

Essen gegen die Uhr
Fettes Essen bringt die innere Uhr aus dem Takt, haben amerikanische Forscher in einer Studie an Mäusen gezeigt: Ähnlich wie ein Mensch, der mitten in der Nacht den Kühlschrank plündert, konsumieren fettreich ernährte Tiere ungewöhnlich viel Futter während der Phasen, in denen sie normalerweise ruhen oder schlafen. Gleichzeitig bringt das fetthaltige Futter das Timing bei verschiedenen Stoffwechselwegen durcheinander und dämpft zudem die ansonsten gleichmäßig mit der Tageszeit an- und absteigende Stoffwechselaktivität. Sollte sich dieser Effekt auch beim Menschen nachweisen lassen, könnten sich neue Ansätze für die Behandlung von krankhaftem Übergewicht und seinen Folgen ergeben, hoffen die Forscher.

Schon früher hatte Studienleiter Joseph Bass von der Northwestern University in Evanston gezeigt, dass Mäuse mit einer defekten inneren Uhr viel unkontrollierter fressen und auch stärker zu Übergewicht neigen als ihre normalen Artgenossen. Anscheinend gibt es jedoch auch den umgekehrten Effekt, legt nun die neue Studie nahe. Darin hatten die Forscher ihre Mäuse in zwei Gruppen eingeteilt, von denen die eine weiterhin ihr normales Futter bekam, während die andere auf eine fettreiche Diät gesetzt wurde. Um äußere Einflüsse auf den Tagesrhythmus der Tiere auszuschließen, wurden die Mäuse Tag und Nacht in einem verdunkelten Käfig gehalten und beobachtet.

Bereits nach einer Woche waren die ersten Effekte messbar, berichten die Forscher: Das fetthaltige Futter führte zu einer Verlängerung des Tageszyklus, und zwar schon bevor eine Gewichtszunahme bei den Mäusen eintrat. Gleichzeitig veränderte sich das Verhalten der Tiere ? sie hielten ihre Ruhe- und Aktivitätsphasen nicht mehr so strikt ein wie ihre normal ernährten Artgenossen. Auch bestimmte Stoffwechselmarker gerieten aus der Balance, darunter das Satthormon Leptin, der Blutzuckerspiegel, die Insulinmenge im Körper und die Konzentration an Fettsäuren im Blut. Zudem veränderte sich die Aktivität mehrerer Gene, die für die Steuerung der Inneren Uhr verantwortlich sind.

In gewisser Hinsicht geraten die Mäuse durch das fettreiche Futter in einen Teufelskreis, erklärt Studienleiter Bass: Durch die zusätzlichen Kalorien verstellt sich die Innere Uhr und bringt die Tiere dazu, zu ungewöhnlichen Zeiten und damit mehr zu fressen als sonst. Das wiederum verstärkt den Einfluss auf die Innere Uhr, der wiederum das Fressverhalten weiter verändert. “Die innere Taktung und der Stoffwechsel haben sich zusammen entwickelt”, so der Forscher. “Wenn wir die empfindliche Balance zwischen ihnen stören, sehen wir eben nachteilige Auswirkungen”. Von einer genaueren Untersuchung erhofft sich das Team nun Erkenntnisse über die Entstehung von Übergewicht, Diabetes und Schlafstörungen.

Akira Kohsaka (Northwestern University in Evanston) et al.: Cell Metabolism, Bd. 6, S. 414 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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