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Was Schmerzmittel ausbremst

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Was Schmerzmittel ausbremst
Italienische und amerikanische Wissenschaftler haben entdeckt, was hinter dem häufig auftretenden Gewöhnungseffekt bei Morphin und ähnlichen Schmerzmitteln steckt: Die Wirkstoffe verursachen die Bildung einer aggressiven Substanz, die Nervenzellen im Rückenmark angreift und zerstört sowie Entzündungen hervorruft. Das führt wiederum dazu, dass mit der Zeit immer mehr Morphin eingenommen werden muss, um den gleichen schmerzstillenden Effekt zu erreichen wie zuvor. Verhindert werden könnte diese Gewöhnung demnach, indem die Produktion des verantwortlichen Stoffs blockiert wird, beispielsweise durch parallel eingenommene Zusatzstoffe, erklären die Forscher. Auf diese Weise könnten die Schmerzmittel ? vor allem, wenn sie bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden ?, niedriger dosiert und länger ohne Nebenwirkungen eingenommen werden.

Die Forscher untersuchten die biochemischen Abläufe im Stoffwechsel von Mäusen während einer Schmerztherapie. Dabei stießen sie auf die sehr reaktive Schlüsselsubstanz namens Peroxynitrit. Diese ließ sich direkt mit dem Morphingewöhnungseffekt in Verbindung bringen. Der Stoff entsteht im Rückenmark und schädigt dort verschiedene Proteine sowie das Erbgut der Nervenzellen. Zudem sorgt es für eine verstärkte Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe. Die Forscher suchten daher nach anderen Substanzen, um das Peroxynitrit zu zerstören oder seine Bildung zu verhindern. Eine katalytisch aktive Substanz aus der Klasse der Porphyrine unterband die Wirkung des Peroxynitrits im Stoffwechsel der Mäuse, fanden sie heraus.

Die Forscher sehen in ihrer Behandlungsstrategie einen wichtigen Ansatz, auch beim Menschen die Entwicklung von Toleranzen gegen Schmerzmedikamente zu unterdrücken oder hinauszuzögern. Zukünftige Untersuchungen müssten die geeigneten Zusatzstoffe ausfindig machen, die im menschlichen Stoffwechsel das Peroxynitrit ausschalten.

Morphin und ähnliche Medikamente aus der Gruppe der Opiate zählen zu den stärksten Schmerzmitteln. Bei längerer Einnahmezeit und höherer Dosierung gewöhnt sich der Körper an die Mittel, so dass die Dosis stetig erhöht werden muss. Die Gefahr der Sucht steigt, ebenso wie die Schwere der Nebenwirkungen, zu denen unter anderem Verstopfung, Atemschwierigkeiten und Übelkeit gehören können. Mit den Zusatzstoffen, die eine Toleranzentwicklung durchbrechen, könnten die Schmerzmittel hingegen in niedriger Dosierung lange und effizient angewandt werden, hoffen die Forscher.

Carolina Muscoli (Universität von Catanzaro) et al.: Journal of Clinical Investigation, Band 117, Seite 3530 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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