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Die Kehrseite der Selbstlosigkeit

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Die Kehrseite der Selbstlosigkeit
Altruismus innerhalb der eigenen Gruppe und Feindseligkeit gegenüber Fremden könnten in der Entwicklungsgeschichte des Menschen zusammen entstanden sein: Gruppen von Jäger-Sammlergesellschaften sind genau dann besonders stabil, wenn sich die Individuen innerhalb der Gruppe selbstlos gegenseitig helfen, während sie gegenüber anderen Gruppen kämpferisch oder feindselig auftreten. Das schließt ein amerikanisch-koreanisches Forscherduo aus Computersimulationen, in denen virtuelle Steinzeitgruppen miteinander Krieg führen oder Handel treiben. Daraus folge zwar, dass Altruismus und Fremdenfeindlichkeit sich gemeinsam entwickelt haben, also sozusagen zwei Seiten einer Medaille sind. Allerdings lasse sich nicht ableiten, dass Altruismus auch heute noch zwangsläufig mit der Feindseligkeit gegenüber anderen Gruppen gekoppelt sei, betonen die Forscher. Vielmehr könnten die Simulationen zeigen, wie durch soziale Normen Altruismus gefördert und seine Kehrseite entschärft werden kann.

Die Forscher entwickelten ein Computerprogramm, in dem sich die virtuellen Individuen einer Gruppe untereinander und mit Angehörigen anderer Gruppen messen. Die Individuen hatten zwei Eigenschaften: Sie waren entweder altruistisch oder nicht-altruistisch und entweder tolerant gegen andere oder feindselig. Die Forscher belegten die Individuen einer Gruppe zufällig mit diesen Eigenschaftskombinationen. Dadurch entstanden Gruppen, die eher kriegerisch oder eher friedlich waren. Nach Tausenden von Simulationen, in denen die Individuen ihre Eigenschaften auch auf die Nachkommenden vererben konnten, zeigte sich, dass Gruppen mit überwiegend altruistischen, aber fremdenfeindlichen Individuen sich am besten ausbreiteten. Innerhalb dieser Gruppen sind die Menschen also fürsorglich und hilfsbereit. Gegenüber anderen Gruppen scheuen sie sich indes nicht, auch einen Krieg vom Zaun zu brechen.

In den Jäger- und Sammlergruppen könnten Altruismus und Fremdenfeindlichkeit also im Gleichschritt über viele Zehntausende von Jahren entstanden sein. Die Forscher betonen allerdings, dass daraus eine Veranlagung des Menschen zur Fremdenfeindlichkeit oder gar zum Krieg nicht abzuleiten sei. Ihre Modelle könnten helfen, zu verstehen, unter welchen Voraussetzungen sich Menschen freundlich und hilfsbereit innerhalb der Gruppe und feindselig nach außen verhalten und wie Konflikte abgewendet werden können.

Jung-Kyoo Choi (Kyungpook National University) und Samuel Bowles (Santa-Fe-Institut): Science, Bd. 318, S. 636 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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