Die globale Durchschnittstemperatur steht in direktem Zusammenhang mit der Artenvielfalt auf der Erde: Bei hohen Temperaturen ist die Biodiversität eher niedrig, bei tieferen Temperaturen hingegen hoch. Das gilt für die gesamten vergangenen 520 Millionen Jahre, haben britische Forscher nun mit Hilfe einer statistischen Untersuchung gezeigt. Auch die fünf bekannten großen Massensterben von Lebewesen auf dem Land und im Meer gingen demnach mit hohen Temperaturen einher. Wenn die Menschen der Erde weiterhin durch Treibhausgasemission einheizen, bedrohe dies die Artenvielfalt, mahnen die Forscher um Peter Mayhew von der Universität in York. Auch weitere Massensterben seien für die nahe Zukunft nicht auszuschließen, glauben sie.
Die Forscher unternahmen eine umfangreiche Vergleichsanalyse von Temperaturen und Artenvielfalt in den vergangenen 520 Millionen Jahren. Dieser Phanerozoikum genannte Zeitraum ist durch eine große Vielfalt an Fossilien dokumentiert. An seinem Beginn steht die sogenannte
Kambrische Explosion, während der sehr viele neue Arten extrem schnell entstanden. Die Daten aus dieser Periode ? etwa die Entstehungs- und Aussterberaten und die Lebensperioden von Arten und auch ganzen Gattungen ? setzten die Forscher dann mit in anderen Studien berechneten Temperaturwerten in Beziehung.
Dass das Leben von der Kambrischen Explosion bis heute grundlegend komplexer geworden ist, rechneten die Wissenschaftler aus ihren Daten heraus. Damit konnten sie bestimmen, wie weitere Faktoren wie etwa die Temperatur die Biodiversität prägen. Die Auswertung ergab, dass hohe Temperaturen den primären Trend dämpfen, wenn nicht gar umkehren können. Die fünf großen Massensterben der vergangenen 500 Millionen Jahre ? darunter das am Ende des Erdzeitalters Perm vor circa 250 Millionen Jahren, dem schätzungsweise 96 Prozent aller Meereslebewesen zum Opfer fielen und die Aussterbewelle am Ende der Kreidezeit vor 65 Millionen Jahren, die auch die Dinosaurier erfasste ? sind dabei Extremereignisse, die auch immer mit hohen Temperaturen einhergingen.
Die Forscher betonen zwar, dass viele die Biodiversität bestimmende Mechanismen noch unbekannt seien. Ferner sei es schwierig, aus der statistischen Analyse von Langzeittrends auf kurz bevorstehende Ereignisse zu schließen. Dennoch: Die fortschreitende Erderwärmung werde sich negativ auf die Artenvielfalt auswirken, schreiben die Forscher. Sie halten es auch für möglich, dass ein weiteres Massensterben bevorstehen könnte.
Peter Mayhew (Universität York) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1098/rspb.2007.1302 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer