Die Ergebnisse ihrer Studie stellen die Forscher allerdings vor ein Rätsel: Gängige Modelle zur Entstehung von Doppelsternsystemen können die ungewöhnliche Konstellation nicht erklären, schreiben sie. „Diese Entdeckung wirft alle möglichen Fragen auf“, sagt Hauptautor Jerome Orosz. So muss der Vorgängerstern des Schwarzen Loches ursprünglich eine noch größere Masse gehabt haben als der Begleiter, etwa im Bereich von hundert Sonnenmassen. Solch ein riesiger Stern hätte allerdings einen größeren Durchmesser als der heutige Abstand zwischen den beiden Partnern. Die beiden umkreisen einander in einer Entfernung von 30 Millionen Kilometern, das entspricht einem Fünftel des Abstands zwischen Erde und Sonne.
Die beiden Sterne müssen also eine Phase durchlaufen haben, während der sie eine gemeinsame Atmosphäre teilten, schließen die Forscher. So wurden sie abgebremst und näherten sich einander an. Allerdings verliert ein System derzeitigen Theorien zufolge während einer solchen Phase eine große Menge Materie ? und zwar so viel, dass nicht genug übrig bleibt, um ein derartig schweres Schwarzes Loch entstehen zu lassen. Im Zentrum von Galaxien gibt es übrigens wesentlich schwerere Schwarze Löcher, die so schwer sind wie Milliarden Sonnen. Allerdings fallen sie in eine völlig andere Kategorie. Bislang bekannte stellare Schwarze Löcher, die beim Tod eines schweren Sterns entstanden sind, wogen nicht mehr als zehn Sonnenmassen.
Orosz und Kollegen nehmen nun an, dass der Vorgänger des Schwarzen Lochs nur ein Zehntel der Masse verlor, die Modelle bislang vorhersagen. „Massive Sterne könnten weniger extravagant sein als die Leute denken, sie behalten wahrscheinlich einen großen Teil ihrer Masse bis kurz vor ihrem Tod“, sagt Orosz. „Das macht einen großen Unterschied für die Schwarzen Löcher, die aus diesen kosmischen Zeitbomben entstehen.“ Die kürzlich entdeckte, extrem helle Supernova 2006gy könnte auf ähnliche Weise entstanden sein. Bei der Explosion zersprang vermutlich ein 150 Sonnenmassen schwerer Gigant.