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Babyface im reifen Alter

Astronomie|Physik

Babyface im reifen Alter
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Bei näherer Betrachtung entpuppt sich die als Baby-Galaxie geltende Sternformation I Zwicky 18 als reife Galaxie, die kaum jünger als ihre Nachbargalaxien ist. Bild: NASA, ESA, and A. Aloisi (Space Telescope Science Institute and European Space Agency, Baltimore)
Die vermeintlich jüngste jemals entdeckte Galaxie ist sehr viel älter als bislang angenommen: Ähnlich wie bei ihren Nachbarn begann wohl auch in der kleinen Galaxie I Zwicky 18 die Sternenbildung bereits vor einer bis zehn Milliarden Jahren ? und nicht, wie bisher geschätzt, erst vor etwa 500 Millionen Jahren. Das schließen Astronomen aus neuen Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskops, auf denen neben den bereits früher beobachteten sehr jungen Sternen erstmals auch schwach leuchtende ältere Sterne innerhalb der Galaxie zu erkennen sind. Die Fehleinschätzung lasse sich einerseits damit erklären, dass I Zwicky 18 weiter von der Erde entfernt ist als bisher gedacht. Andererseits habe auch eine extrem untypische Entwicklung der kleinen Galaxie auf ein jüngeres Alter hingedeutet.

Entdeckt wurden I Zwicky 18 und ihr ungewöhnlich jugendliches Aussehen schon vor etwa 40 Jahren. Im Jahr 2004 sorgte dann eine erste genauere Altersbestimmung durch das Hubble-Telekop für eine kleine Sensation: Nie zuvor war in der Nachbarschaft der Milchstraße eine Galaxie gefunden worden, in der anscheinend erst Milliarden Jahre nach dem Urknall die ersten Sterne entstanden waren. Da derartig junge Galaxien normalerweise nur im frühen Universum und daher in extrem großen Entfernungen beobachtet werden können, galt I Zwicky 18 als einzigartige Möglichkeit, die Entwicklung einer Galaxie verfolgen zu können. Die schärferen Hubble-Bilder machen diese Hoffnung nun jedoch zunichte: Die darauf schwach erkennbaren älteren Sterne sind nach den Berechnungen der Forscher um Alessandra Aloisi vom Space Telescope Science Institute in Baltimore bis zu zehn Milliarden Jahre alt und damit wie die meisten anderen Sterne kurz nach dem Urknall entstanden.

Die neuen Aufnahmen haben zudem eine genauere Entfernungsberechnung ermöglicht, da auf ihnen erstmals sogenannte Cepheiden zu erkennen sind. Das Leuchten solcher Sterne pulsiert regelmäßig, wobei die Dauer einer Periode in direktem Zusammenhang mit ihrer Leuchtkraft steht. Mit Hilfe dieser Daten konnten die Astronomen daher berechnen, dass die Galaxie mit 59 Millionen Lichtjahren etwa zehn Millionen Lichtjahre weiter von der Erde entfernt ist als angenommen. Das könnte erklären, warum die schwach leuchtenden älteren Sterne bisher übersehen wurden, erklärt Aloisi.

“Obwohl die Galaxie nicht ganz so jugendlich ist wie gedacht, ist sie trotzdem einzigartig im näheren Universum”, betont die Astronomin. So bleibe die Tatsache bestehen, dass I Zwicky 18 fast ausschließlich aus Helium und Wasserstoff besteht und die typischerweise in Galaxien vorkommenden schweren Elemente praktisch fehlen. Daher müsse die Sternenbildung sehr viel langsamer vonstatten gegangen sein als bei anderen Galaxien. Warum I Zwicky 18 jedoch im Gegensatz zu gleichalten Nachbargalaxien in der Vergangenheit so wenige und aktuell so viele Sterne bildet, bleibe ein Rätsel, erklärt Aloisi.

Mitteilung des Space Telescope Science Institute in Baltimore ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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