Leguane verständigen sich zwar nicht über Geräusche oder Töne, doch reagieren sie auf Warnrufe von Spottdrosseln mit Fluchtreflexen. Die Echsen können dabei die Alarmschreie von anderen Vogelrufen unterscheiden. Das haben amerikanische Wissenschaftler in Versuchen auf den Galapagos-Inseln gezeigt. Bisher waren Fluchtreaktionen auf Warnrufe einer anderen Spezies nur von Tierarten bekannt, die selbst untereinander über Laute kommunizieren.
Die Galapagos-
Spottdrosseln (Nesomimus parvulus) und die
Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) leben in enger Nachbarschaft zueinander und werden vom selben Fressfeind gejagt, dem
Galapagos-Bussard (Buteo galapagoensis). Wegen der felsigen und zerklüfteten Küstenlinie entdecken die Leguane die Raubvögel oftmals erst, wenn diese schon sehr nahe herangekommen sind. Die Spottdrosseln hingegen können die Bussarde meistens bereits aus größerer Entfernung ausmachen und warnen sich gegenseitig durch spezielle Alarmsignale. Somit hilft den Leguanen die Fähigkeit, Warnrufe der Spottdrosseln zu erkennen, früher und besser auf die Greifvögel zu reagieren. Untereinander verständigen sich die Meerechsen über visuelle Signale und Duftstoffe, die aber für eine Informationsübertragung über längere Distanzen schlechter geeignet sind als Geräusche oder Töne.
Die Wissenschaftler machten ihre Versuche auf der Insel Santa Fe. Dort nahmen sie Warnrufe und Gesänge von einzelnen Spottdrosseln auf und spielten sie in der Nähe einzelner Gruppen von Leguanen ab. Die Reaktionen bei jeweils 10 bis 15 Tieren wurden dokumentiert und einer von drei Kategorien zugeordnet: keine Antwort, Heben des Kopfes oder Flucht.
Etwa die Hälfte der untersuchten Meerechsen reagierte auf die vorgespielten Warnrufe, während weniger als ein Drittel auf Gesänge der Spottdrosseln aufmerksam wurde, die keine Warnrufe darstellten. Die Leguane konnten also zumindest teilweise die Lautfolgen der Vögel unterscheiden und somit die akustischen Signale einer anderen Tierart mit einer Bedrohung durch ein Raubtier verknüpfen. Bislang wissen die Forscher noch nicht, ob diese Verhaltensweise eine erlernte Reaktion auf die Alarmsignale oder eine angeborene Fähigkeit der Meerechsen ist. Das wollen die Forscher in weiteren Untersuchungen klären. Experimente sollen zudem zeigen, ob auch Meerechsen, die nicht auf Santa Fe leben, auf Warnrufe von Spottdrosseln reagieren.
Maren Vitousek (Universität in Princeton) et al.: Biology Letters der Royal Society, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2007.0443 ddp/wissenschaft.de ? Tobias Becker