Zugvögel sehen das Magnetfeld der Erde: Um sich an den Magnetfeldlinien zu orientieren, verwenden die Vögel genau die gleichen Bereiche im Gehirn, die sie auch zum Sehen brauchen. Das schließen Dominik Heyers von der Universität Oldenburg und seine Kollegen aus Experimenten, für die sie das Gehirn der Gartengrasmücke untersuchten. Dabei schauten die Forscher, welchen Weg die Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes im Gehirn des Vogels nimmt. Nach ihren Ergebnissen erkennen zuerst Sensoren in der Netzhaut die Magnetfeldlinien der Erde, diese Information wandert dann über den Thalamus, eine Struktur im mittleren Teil des Gehirns, in den vorderen Hirnbereich. Genau diesen Weg nehmen auch visuelle Informationen im Vogelhirn.
Bereits aus früheren Studien war bekannt, dass bestimmte Rezeptoren in der Netzhaut des Vogelauges und eine Region namens Cluster N im Vorderhirn bei der nächtlichen Orientierung der Zugvögel besonders aktiv sind. Heyers und seine Kollegen untersuchten nun die Verbindung zwischen diesen beiden Bereichen. Dazu verglichen die Forscher die Gehirne von 21 Gartengrasmücken, die sich entweder im Dunkeln zu orientieren versuchten oder still saßen und sich nicht bewegten. Heyers und seine Kollegen überprüften dabei, wo im Gehirn die einzelnen Nervenzellen aktiv waren.
Bei allen Vögeln, die sich zu orientieren versuchten, entdeckten die Wissenschaftler, dass nicht nur Nervenzellen in der Region Cluster N im Gehirn arbeiteten, sondern auch im Thalamus im Zwischenhirn der Singvögel. Die Informationen aus den Magnetrezeptoren in der Netzhaut werden somit über den Thalamus zum Vorderhirn des Vogels geleitet wird, erklären die Wissenschaftler. Zum Erkennen des Erdmagnetfelds nutze die Gartengrasmücke damit genau den gleichen Verarbeitungsweg im Gehirn, den sie auch für visuelle Informationen verwendet. Das Erdmagnetfeld werde so für sie auf eine gewisse Weise sichtbar.
Dominik Heyers (Universität Oldenburg) et al.: PLoS One, Nr. 9, e937, DOI: 10.1371/journal.pone.0000937 ddp/wissenschaft.de ? Anja Basters