Amerikanische Forscher glauben, eine mögliche Ursache für das rätselhafte Bienensterben in Nordamerika gefunden zu haben: Ein aus Australien eingeschlepptes Virus macht laut den Ergebnissen des Teams um die US-Insektenforscherin Diana Cox-Foster den Insekten den Garaus. Das auch als Colony Collapse Disorder (CCD) bezeichnete massenhafte Sterben hatte vor einem Jahr begonnen und vernichtete bei einem Viertel der Imker in den USA bis zu neunzig Prozent der Völker. Seither spekulieren Wissenschaftler über die Ursachen.
Die Forscher hatten die Bienen mit Hilfe von genetischen Untersuchungen auf mögliche Mikroorganismen, Viren und Pilze untersucht und waren dabei auf das bereits 2004 in Israel entdeckte IAPV genannte Virus gestoßen. In 25 von 30 vom Massensterben betroffenen Völkern fanden die Forscher das Virus, jedoch nur in einem von 21 Völkern mit gesunden Tieren. Das Virus löst bei den Insekten Lähmungserscheinungen aus und lässt sie meist außerhalb des Stocks sterben. Ähnliches beobachten auch die Imker, die vom Massensterben betroffen sind: Die erwachsenen Tiere kehren von ihren Flügen nicht mehr wieder und lassen die Brut, Jungtiere und den Pollen im Stock zurück.
Das Virus könnte Auslöser für das Massensterben sein, schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Doch auch andere Stressfaktoren müssen an dem Phänomen beteiligt sein, betont Jeffery Pettis, einer der beteiligten Wissenschaftler. Dies könnte Mangelernährung sein, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder parasitische Milben. Forscher aus anderen Arbeitsgruppen sind hingegen skeptisch, ob die Wissenschaftler mit ihrer Hypothese auf dem richtigen Weg sind: Die Infektion mit IAPV könnte statt der Ursache nur eines von mehreren Symptomen beim rätselhaften Massensterben sein, glaubt beispielsweise der schwedische Insektenforscher Joachim de Miranda.
Als wahrscheinlich gilt, dass die Viren aus Australien eingeschleppt wurden. So haben amerikanische Imker seit 2005 Bienen im Wert von mehreren Millionen Dollar aus Australien importiert. Ein Großteil der australischen Bienen ist von IAPV befallen, ergaben die Untersuchungen der Forscher um Cox-Foster. In dem Kontinent jenseits des Pazifiks selbst ist das Massensterben jedoch noch nicht aufgetreten. Dies könnte mit den anderen Lebensbedingungen der Bienen in Australien zusammenhängen, erklären die Forscher. In Versuchsreihen wollen sie nun erproben, welche Kombination von Faktoren zum Tod der Tiere führt.
Diana Cox-Foster (Staatsuniversität von Pennsylvania, University Park) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1126/science.1146498 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald