Nektartrinkende Fledermäuse verbrennen Zucker schneller als alle anderen Säugetiere. Selbst Hochleistungssportler können die mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate nicht so schnell und effektiv ausnutzen. Das berichtet ein deutsch-britisches Forscherteam, das den Stoffwechsel von Blütenledermäusen untersucht hat. Diese ernähren sich fast ausschließlich von schnell verwertbarem Zucker und weisen kaum Fettpolster auf. Deshalb sind sie auf eine ständige Nahrungszufuhr angewiesen, schreiben die Wissenschaftler.
Die Forscher fütterten 56 in Gefangenschaft lebende Blütenfledermäuse mit markierten Zuckermolekülen und untersuchten die Atemluft der Tiere beim Ausatmen. Diese enthält den im Futter enthaltenen Kohlenstoff, sobald die Fledermäuse den Zucker in Energie umwandeln. Bereits wenige Minuten nachdem die Tiere das Zuckerwasser getrunken hatten, verbrannten sie die darin enthaltenen Kalorien. Nach weniger als einer halben Stunde hatten sie ihren Stoffwechsel so umgestellt, dass die gerade erst verdauten Zuckerbausteine den gesamten Körper mit Energie versorgten. Der Mensch bezieht selbst beim Sport maximal dreißig Prozent der benötigten Energie direkt aus verdauter Nahrung. Die restlichen siebzig Prozent stammen aus Reserven.
Tiere und auch die Menschen speichern normalerweise einen Großteil der beim Essen aufgenommenen Energie als Reserve in der Leber, den Muskeln oder in den Fettpolstern. Auf diese Weise können sie die zugeführten Kalorien dann verbrauchen, wenn sie sie benötigen. Allerdings kostet das Anlegen und Freisetzen von Reserven selbst auch Energie. Diesen Aufwand sparen sich die Blütenfledermäuse. Sie nutzen den im Nektar zahlreicher Blumen enthaltenen Zucker bevorzugt direkt nach der Verdauung.
Der Verzicht auf große Fettpolster bringt allerdings auch ein hohes Risiko mit sich. Denn die Fledermäuse können selbst kurze Hungerperioden kaum überbrücken. Wie weitere Experimente der Forscher zeigen, verbrauchen die Tiere die Hälfte ihrer Fettreserven innerhalb eines Tages. Das macht sie anfällig für kleinste Veränderungen in ihrer Umwelt. Wildlebende Blütenfledermäuse gibt es lediglich in Amerika. Die Säuger sind nur im Dunkeln aktiv und können innerhalb einer Nacht bis zu 150 Prozent ihres Körpergewichtes als Nektar aufnehmen.
Christian Voigt (Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin) und John Speakman (Universität von Aberdeen): Functional Ecology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1111/j.1365-2435.2007.01321.x ddp/wissenschaft.de ? Larissa Kessner