Um weitere genetische Risikofaktoren zu identifizieren, verfolgten die Wissenschaftler nun zwei verschiedene Strategien: David Hafler und sein Team untersuchten das gesamte Erbgut von 931 MS-Patienten samt ihren Eltern und bestimmten, welche Genvarianten die Erkrankten häufiger geerbt hatten als Gesunde. Die Ergebnisse überprüften sie anschließend an weiteren Probanden, so dass insgesamt über 12.000 DNA-Proben ausgewertet wurden. Die anderen beiden Teams konzentrierten sich bei ihrer Suche von vorneherein auf bestimmte Genabschnitte und untersuchten deren Zusammenhang mit MS bei sieben großen Probandengruppen aus Europa und den USA.
Alle drei Gruppen identifizierten ein Gen namens IL-7R als Risikofaktor. Liegt es in einer bestimmten Variante vor, verringert sich die Menge des Rezeptors für Interleukin-7, einem wichtigen Botenstoff des Immunsystems, auf der Oberfläche regulierender Immunzellen. Das führt wahrscheinlich zu einem Ungleichgewicht, infolgedessen der Körper sein eigenes Gewebe angreift. Das Team um Hafler fand außerdem noch ein IL-2R genanntes Gen, das ebenfalls die Informationen für einen Interleukinrezeptor trägt und bereits mit anderen Autoimmunerkrankungen in Verbindung gebracht wurde.
Die Arbeit habe gezeigt, dass es keine weiteren genetischen Risikofaktoren gebe, die einen derart starken Einfluss wie HLA hätten, schreiben die Forscher. Vielmehr scheine eine ganze Reihe Gene wie IL-2R und IL-7R unterschiedlich stark zum Risiko beizutragen. Die Identifizierung solche Faktoren soll in Zukunft helfen, gezieltere Behandlungsstrategien der bislang unheilbaren Krankheit zu entwickeln, so die Forscher.