Wissenschaftler vermuten schon lange, dass Grönland in den vergangenen Hundertausenden von Jahren nicht ständig unter einer dicken Eisdecke lag. Die meisten gehen aber davon aus, dass die letzte eisfreie Periode nur etwa 125.000 Jahre zurückliegt. Denn während dieser Warmzeit, auch Eem genannt, war es durchschnittlich fünf Grad wärmer als heute. Sollten die aktuellen DNA-Funde tatsächlich 450.000 und nicht 125.000 Jahre alt sein, würde das bedeuten, dass die daraufliegende Eisschicht während der Eem-Warmzeit nicht vollständig geschmolzen ist.
Eine Erderwärmung um fünf Grad müsste demnach nicht zwangsläufig dazu führen, dass die gesamte Eisschicht auf Grönland schmilzt. Ob das aber vor steigenden Meeresspiegeln schützt, bleibt fraglich. Eske Willerslev geht davon aus, dass die Meeresspiegel infolge des Klimawandels ? trotz einer relativ stabilen Eisschicht in Grönland ? steigen werden. Dazu könnte zum Beispiel Schmelzwasser aus der Antarktis beitragen.
Da es bislang keine etablierte Methode gibt, um das Alter einer Eisschicht nachzuweisen, haben Willerslev und sein internationales Team verschiedene Techniken eingesetzt. Alle vier deuten darauf hin, dass die Schicht, aus der die DNA-Spuren stammen, zwischen 450.000 und 800.000 Jahre alt ist. Das würde auch bedeuten, dass die Erbmaterial-Funde die bislang ältesten ihrer Art sind.