Allerdings waren bisherige Messungen nicht genau genug: „Die letzten zwei offiziellen Schätzungen ergaben eine Abweichung bei der Geschwindigkeit des Schwerpunktes um 1,8 Millimeter pro Jahr“, berichtet Argus. „Diese Diskrepanz deutet darauf hin, dass wir die Bewegung des Massenschwerpunktes nicht so genau kennen, wie wir gerne würden.“
Da die Bewegungen von Ozeanströmungen, Grundwasser und Winden den Blick ins Erdinnere unschärfer machen, aber nicht entscheidend zur Lage des Schwerpunktes beitragen, beschloss Argus, nur den Massenschwerpunkt des festen Erdkörpers zu bestimmen. Dazu kombinierte er die Daten von vier Messsystemen: Er wertete die Informationen eines Netzwerks von besonders genauen Empfängern des globalen Positionierungs-Systems (GPS) aus und nutzte die Daten einer Reihe von Laser-Stationen, die die Bahn spezieller Erdvermessungs-Satelliten verfolgen. Zusätzlcih verwendete er Daten von Radioteleskopen, mit deren Hilfe sich winzigste Bewegungen der Erdkruste präzise bestimmen lassen ? eine Methode, die unter dem Namen VLBI (Very Long Baseline Interferometry) bekannt ist. Ein französisches Messsystem, das die Bahnen bestimmter Satelliten verfolgt, komplettierte Argus‘ Messungen.
Der Forscher konnte daraufhin die Bewegung des irdischen Massenschwerpunktes mit einer Unsicherheit von einem halben Millimeter pro Jahr bestimmen. Seiner Meinung nach entspricht die Bewegung des Schwerpunktes der festen Erde auch der des gesamten Erdsystems. „Wissenschaftler, die nacheiszeitliche Landhebungen untersuchen, können nun genauer sagen, wie zähflüssig das Gestein im Erdmantel ist“, sagt Argus. Die Bewegung der tektonischen Platten auf der Erdoberfläche könne durch das neue Referenzsystem ebenfalls besser verstanden werden.