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Schluss mit qualvollen Erinnerungen

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Schluss mit qualvollen Erinnerungen
Amerikanische Mediziner haben einen neuen Behandlungsansatz gegen chronische Schmerzen entwickelt: Mit einem auch gegen Angststörungen eingesetzten Wirkstoff gelang es ihnen, im Gehirn die Verbindung zwischen der Erinnerung an die ursprüngliche Verletzung und dem damit einhergehenden Schmerzgefühl zu beeinflussen. Dadurch verringerte sich sowohl die Stärke des Schmerzes, als auch schwächten sich die mit den Schmerzen gekoppelten belastenden Emotionen ab. Zwar wurde diese Taktik bislang nur bei Ratten getestet, die Wissenschaftler um Vania Apkarian glauben jedoch, mit einer ähnlichen Strategie in Zukunft auch die Lebensqualität von Schmerzpatienten erhöhen zu können.

Bisherige Therapien gegen chronische Schmerzen seien immer darauf ausgerichtet gewesen, die in Richtung Gehirn gehenden Sinneseindrücke aus dem Körper zu beeinflussen, erklärt Apkarian. Bereits in früheren Studien hatte der Mediziner jedoch zeigen können, dass zumindest ein Teil der Ursache für die anhaltenden Schmerzen im Gehirn zu suchen ist: Die Schmerzen entstehen, weil die Erinnerung an die eigentliche, meist längst verheilte Ursache der Schmerzen in einer zentralen Kontrollstelle des Gehirns, dem präfrontalen Cortex, sozusagen stecken bleibt. Da sie gleich beim Entstehen fest mit dem unangenehmen Schmerzgefühl gekoppelt wird, löst sie es auch weiterhin aus, so lange sie im präfrontalen Cortex existiert. Eine effektive Behandlung dieser Schmerzen, so Apkarians Schlussfolgerung, könne demnach nur dann erreicht werden, wenn das Gehirn ebenfalls behandelt wird.

Ein dafür geeigneter Wirkstoff scheint ein Antibiotikum namens Cycloserin zu sein, konnten die Wissenschaftler nun anhand ihrer Untersuchung von Ratten mit chronischen Schmerzen zeigen. Obwohl das Mittel eigentlich gegen Tuberkulose eingesetzt wird, hat es sich bereits mehrfach als effektiv bei der Behandlung von Angst- und Panikstörungen erwiesen, die ebenfalls im präfrontalen Cortex entstehen. Genau diese Wirkung auf das Gehirn ist nach Ansicht der Forscher auch verantwortlich dafür, dass bei den Ratten nach einer Cycloserinbehandlung sowohl die Empfindlichkeit der betroffenen Stelle als auch das emotionale Leiden abnahmen. Diese Effekte hielten sogar noch wochenlang an, nachdem das Mittel abgesetzt wurde, so die Forscher.

Als nächstes wollen sie testen, ob der Wirkstoff auch beim Menschen eine derartig schmerzlindernde Wirkung zeigt, und ihn dann in klinischen Studien einsetzen. “Wir vermuten, dass die Leute sagen werden: ‘ich habe zwar noch Schmerzen, aber sie stören mich nicht mehr'”, prognostiziert Apkarian.

Vania Apkarian (Northwestern University, Chicago) et al.: Pain, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.pain.2007.03.003 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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