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Was Bakterienzellwände mit Nickelallergien zu tun haben

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Was Bakterienzellwände mit Nickelallergien zu tun haben
Bakterielle Infektionen können Allergien gegen Metalle wie Nickel und Silber begünstigen oder sie sogar auslösen, schließen japanische Forscher aus einer Studie an Mäusen. Kamen die Tiere gleichzeitig mit einem Nickelsalz und einem Bestandteil der äußeren Hülle von Bakterien in Kontakt, entwickelten sie innerhalb weniger Tage eine Allergie gegen das Metall. Waren sie hingegen nur dem Nickelsalz ausgesetzt, zeigten sie keine derartige Überempfindlichkeit. Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass es einen ähnlichen Zusammenhang auch beim Menschen gibt. Ihre These: Wer während einer Infektion etwa eine nickelhaltige Silberkette trägt, entwickelt mit einer hohen Wahrscheinlichkeit später eine Metallallergie.

Bereits früher war es Yasuo Endo und seinem Team gelungen, bei Mäusen Metallallergien auszulösen ? allerdings nur dann, wenn sie das Immunsystem der Tiere zusätzlich durch ein chemisches Signal aufstachelten. Diese Erfahrung brachte die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass auch an den spontan auftretenden allergischen Reaktionen beim Menschen ein derartiges Zusatzsignal beteiligt sein könnte, und zwar wahrscheinlich eines, das auch sonst eine Immunreaktion provoziert. Die vielversprechendsten Kandidaten waren dabei ihrer Ansicht nach die so genannten Lipopolysaccharide, Substanzen, die in den Zellwänden vieler Bakterienstämme vorkommen und von denen bekannt ist, dass sie Entzündungsreaktionen auslösen.

Tatsächlich ruft eine Kombination aus Lipopolysacchariden und Nickelsalzen bei Mäusen eine ausgeprägte Nickelallergie hervor, beobachteten die Forscher: Zehn Tage, nachdem den Nagetieren Metallsalz und Bakterienfragmente gespritzt worden waren, schwollen ihre Ohren bei Kontakt mit Nickel deutlich an. Ihre Artgenossen, die lediglich eine Injektion des Nickelsalzes erhalten hatten, reagierten hingegen praktisch nicht auf das Metall.

Ob es diesen Mechanismus beim Menschen auch gibt, wissen die Forscher bislang allerdings nicht, auch wenn sie es für sehr wahrscheinlich halten. Der Allergologe Roger Katz von der Universität von Kalifornien in Los Angeles ist dagegen skeptisch: Zuerst, so sein Kommentar, müsse untersucht werden, um welche Art Immunreaktion es sich genau handele, bevor man solche Schlüsse ziehen könne. Auch ist immer noch unbekannt, worauf genau die Betroffenen allergisch reagieren ? auf das Metall selbst oder auf die Kombination mit einem körpereigenen Molekül, an das das Metall auf der Haut andockt. Endos Versuche deuten auf letzteres: Seine Mäuse reagierten nach der Lipopolysaccharidbehandlung nämlich nicht nur auf Nickel, sondern auch auf andere Metalle wie Kobalt, Chrom, Palladium, Kupfer und Silber.

Nature, Onlinedienst Originalarbeit der Forscher: Yasuo Endo (Tohoku-Universität, Sendai) et al.: Clinical & Experimental Allergy, Bd. 37, S. 743 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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