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Was Australopithecus africanus und afrikanische Graumulle gemeinsam haben

Geschichte|Archäologie

Was Australopithecus africanus und afrikanische Graumulle gemeinsam haben
Auf dem Speiseplan der frühen Verwandten der ersten Menschen standen nicht wie bislang angenommen Gräser und das Fleisch grasfressender Tiere, sondern Knollen und Wurzeln. Das schließen amerikanische Forscher aus den Ergebnissen einer ungewöhnlichen Analyse: Um den Ernährungsgewohnheiten der Vormenschen Australopithecus africanus und Paranthropus robustus auf die Spur zu kommen, untersuchten sie kleine Nagetiere und die fossilen Überreste von deren Vorfahren, die zu einer ähnlichen Zeit in den gleichen Gebieten lebten. Da sich das Verhältnis der unterschiedlichen Kohlenstoffatome in Knochen und Zähnen von Nagetieren und Vormenschen ähnelt, müssten sie wohl auch einen ähnlichen Speiseplan gehabt haben, so die Wissenschaftler.

Die beiden Vormenschenarten gehören zur Gattung Australopithecus, von der auch der heutige Mensch abstammt. Um dessen Entwicklung besser zu verstehen, versuchen Anthropologen schon länger, mehr über das Leben dieser frühen Menschenverwandten herauszufinden, die vor mehr als eineinhalb Millionen Jahren ausgestorben sind. Von besonderem Interesse ist dabei die Ernährung, über die die Zahnform, die Muster der Abnutzungserscheinungen und die in die Zähne eingelagerten Kohlenstoffatome Auskunft geben können.

Allerdings kamen frühere Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen. So deutet die Analyse der Kohlenstoffatome darauf hin, dass die Vormenschen Gras und das Fleisch grasfressender Tiere verzehrten. Die Form der Zähne legt hingegen nahe, dass A. africanus und P. robustus zähe, faserreiche Nahrung nicht gut kauen konnten, sondern eher harte und spröde Teile wie Wurzeln, Samenkörner und Knollen völlig anderer Pflanzen bevorzugten. Durch den Vergleich mit lebenden und fossilen Graumullen aus den Gebieten in Afrika, in denen auch die Vormenschenüberreste gefunden wurden, glauben Justin Yeakel und sein Team nun, diesen Widerspruch aufklären zu können.

Die frühen Menschenverwandten, so ihr Fazit, haben wohl tatsächlich keine Gräser gegessen. Vielmehr ernährten sie sich wie die Nagetiere von Zwiebeln, Wurzelstöcken und Wurzelknollen von Pflanzen, die die gleiche Art von Photosynthese betreiben wie Gräser und daher nach dem Verzehr ähnliche Kohlenstoffsignaturen in Knochen und Zähnen hinterlassen. Da diese Pflanzenteile zudem viele Kohlenhydrate enthalten, hätte eine derartige Ernährungsweise ausreichend Energie für ein großes Gehirn geliefert, schreiben die Forscher. Sie halten es außerdem für ziemlich wahrscheinlich, dass noch einiges anderes auf dem Speiseplan der Vormenschen stand ? etwa Termiten, Früchte oder sogar das Fleisch der Graumullvorfahren.

Justin Yeakel (Universität von Kalifornien, Santa Cruz) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2007.0330 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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