Alle 64 Millionen Jahre steigt das Sonnensystem über die galaktische Ebene empor, berichten Melott und Kollegen. Dort wird es einem Bombardement kosmischer Strahlen ausgesetzt, vermuten sie: Denn die Milchstraße bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von zweihundert Kilometern pro Sekunde auf den Virgo-Galaxienhaufen zu. Dadurch entstehe eine turbulente Bugwelle rund um die Milchstraße, in der geladene Teilchen auf hohe Geschwindigkeiten beschleunigt werden.
Das Sonnensystem selbst besitzt eine ähnliche Bugwelle, die sich beim Aufeinandertreffen des Sonnenwindes mit dem interstellaren Medium bildet. Auch dort entsteht energiereiche kosmische Strahlung. Melott und seine Kollegen spekulieren, dass die Mutationsrate immer dann stark zunimmt, wenn das Sonnensystem oben aus der schützenden galaktischen Ebene hervortritt. Ein Abtauchen unter die Ebene habe dagegen keinen Effekt, weil die Strahlung auf der „Südseite“ der Milchstraße nicht erhöht sei. Wenn das Sonnensystem nach einer Exkursion in den galaktischen Norden wieder in den magnetischen Schutzschild der Milchstraße zurückkehrt, nehme wiederum die Zahl neuer Arten stark zu.
Ein Manko hat die Theorie allerdings: Bislang steht der Nachweis aus, dass die Milchstraße tatsächlich eine Bugwelle hinter sich her zieht.