Geigenbauer könnten wohl noch bessere Instrumente bauen, wenn sie sich bei der Auswahl des Holzes statt auf ihre Sinne auch auf moderne Messgeräte verlassen würden. Das geht aus Tests mit 14 renommierten Geigenbauern aus Österreich hervor. Dabei hatten Wissenschaftler um Christoph Buksnowitz von der Universität für Bodenkultur in Wien die Instrumentenbauer Holzstücke beurteilen lassen und die Bewertung mit den Ergebnissen akustischer Messungen verglichen.
Die Wissenschaftler ließen die Geigenbaumeister 84 Stücke aus Fichtenholz begutachten, wie sie für den vorderen Teil des Korpus von Geigen verwendet werden. Die Meister beurteilten die Qualität des Holzes wie Generationen von Geigenbauern vor ihnen: Sie betrachteten Farbe, Wuchs und Maserung, strichen über die Oberfläche und klopften auf das Holz, um dessen spätere Klangqualität abzuschätzen. Mit ihrem Urteil lagen die Geigenbaumeister jedoch häufig daneben, wie die Forscher in anschließenden Messungen zeigten, in denen sie mit modernem Gerät Dichte, Härte und akustische Eigenschaften jedes Holzstücks aufnahmen.
Das bedeute jedoch keineswegs, dass aus nach traditionellen Methoden ausgewähltem Holz keine guten Geigen entstehen könnten, betonen die Wissenschaftler. „Manche Instrumentenbauer sagen von sich, aus jedem Stück Holz ein gutes Instrument machen zu können“, erklärt Buksnowitz. Dank ihrer großen Erfahrung sind sie in der Lage, mögliche Unzulänglichkeiten des Materials auszugleichen. Doch ein Weg zu noch besseren Instrumenten, die in der Qualität an die der großen Meister wie Stradivari oder Amati heranreichen, könnte tatsächlich über eine verbesserte Auswahl des Holzes führen, sagen die Forscher.
Nature, Onlinedienst, DOI 10.1038/news070409-3 Originalarbeit: Christoph Buksnowitz (Universität für Bodenkultur, Wien) et al.: The Journal of the Acoustical Society of America, Bd. 121, S. 2384 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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