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Ein Schlüsselgen fürs Darmkrebsrisiko

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Ein Schlüsselgen fürs Darmkrebsrisiko
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Darmpolypen sind gutartige Wucherungen, können mit der Zeit aber entarten. Foto: www.Endoskopiebilder.de
Amerikanische Wissenschaftler haben ein Schlüsselgen für die Entstehung von Darmkrebs entdeckt: Ist es verändert, vermindert sich bei Mäusen die Bildung von Darmpolypen um neunzig Prozent. Solche Wucherungen gelten als Vorläufer bösartiger Tumoren im Darm und damit als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Darmkrebs. Die Identifizierung des Gens, das auch im menschlichen Erbgut vorkommt, könnte daher bei der Entwicklung besserer Diagnose- und Vorbeugemethoden für Darmkrebs, der zweithäufigsten Krebsart in Deutschland, helfen, so die Forscher.

Eigentlich regelt Atp5a1, so der Name des Gens, die Energieproduktion innerhalb der Zelle. Zumindest in Mäusen kann es jedoch zusätzlich auch noch als so genannter Modifikator wirken, zeigen die neuen Ergebnisse. Solche Gene verstärken oder unterdrücken die Wirkung anderer genetischer Veränderungen. Atp5a1 scheint dabei mit einem Gen namens Apc zusammenzuarbeiten. Mutationen in diesem Erbgutabschnitt waren bereits in früheren Studien mit einem vermehrten Auftreten von Darmpolypen in Verbindung gebracht worden. Wie die Forscher jetzt zeigen konnten, verschwindet dieser Effekt jedoch fast vollständig, wenn zusätzlich auch das Atp5a1 verändert ist: Mäuse, die aufgrund einer Apc-Mutation eigentlich zur Polypenbildung neigten, entwickelten in diesem Fall bis zu neunzig Prozent weniger Wucherungen als ihre Artgenossen.

Warum das so ist, können die Genforscher bisher allerdings noch nicht sagen ? sie wissen lediglich, dass die von ihnen identifizierte Veränderung zu einer geringeren Aktivität von Atp5a1 führt. Dass diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen werden können, steht für Amy Baran und ihre Kollegen jedoch außer Zweifel: Im menschlichen Erbgut findet sich sowohl ein Pendant zu Atp5a1 als auch zu Apc, schreiben sie. Auch gelte ein Schaden im Apc-Gen als Schlüsselereignis bei der Entstehung von Darmkrebs. Außerdem verursachen bestimmte Veränderungen in diesem Gen die so genannte familiäre adenomatöse Polyposis, eine Krankheit, bei der übermäßig viele Polypen im Darm wachsen und die unbehandelt immer zu Darmkrebs führt. Die Wissenschaftler hoffen nun, dank des neuentdeckten Steuergens die Vorsorge und Früherkennung bei Risikopatienten verbessern zu können.

Darmpolypen sind gutartige Wucherungen des Drüsengewebes der Darmschleimhaut, die meist keine Beschwerden verursachen. Unbehandelt können sie jedoch entarten, und es entstehen bösartige Tumoren. Daher raten Mediziner allen Menschen über fünfzig zu regelmäßigen Darmspiegelungen, bei denen die Polypen nicht nur diagnostiziert, sondern auch gleich entfernt werden können.

Amy Baran (Thomas-Jefferson-Universität, Philadelphia) et al.: Genome Research, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1101/gr.6089707 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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