Die Eiskappe am Südpol des Mars ist dicker als vermutet: An der tiefsten Stelle misst sie 3.700 Meter. Würde der Südpolgletscher schmelzen und sich das Schmelzwasser über den gesamten Roten Planeten verteilen, entstünde ein Meer mit einer Tiefe von elf Metern. Dies schließt ein internationales Forscherteam um Peter Edenhofer von der Ruhr-Universität in Bochum aus Radarmessungen der europäischen Weltraumsonde Mars Express.
Die Marssonde der europäischen Weltraumorganisation ESA schickte schon früher Fotos der eisigen Südpolkappe zur Erde. Doch jetzt werteten die Wissenschaftler Daten eines auf der Sonde installierten Radarmessgerätes aus, die in über dreihundert Umrundungen zwischen November 2005 und April 2006 aufgezeichnet wurden. Damit erhielten die Forscher erstmals Hinweise aus dem Inneren der Polkappe.
Vergleichbar mit einem Echolot sandte Mars Express Radarwellen aus, die von der Eisoberfläche gespiegelt und in der Raumsonde wieder registriert wurden. Einige Wellen durchdrangen das Eis und spiegelten sich erst an der Grenzfläche zwischen dem Eis und dem Gesteinsuntergrund. Aus dem Zeitunterschied, mit dem die auf der Ober- und Unterseite reflektierten Wellen empfangen wurden, konnten die Forscher die Dicke der Polkappe berechnen und aus diesen Daten eine detaillierte Karte zeichnen: Sie schätzen das Eisvolumen am Südpol auf 1,6 Millionen Kubikkilometer. In ihrer Intensität unterscheiden sich beide Wellen jedoch kaum. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass der Gletscher aus reinem Wasser besteht und Staubverunreinigungen gering sind.
Jeffrey Plaut (Jet Propulsion Laboratory, Pasadna) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI 10.1126/science.1139672). ddp/wissenschaft.de ? Fabio Bergamin