Insektenraupen schlagen ihre Feinde mit lautem Klicken in die Flucht. Zeigen sich die angreifenden Vögel oder Raubinsekten davon unbeeindruckt, so erbricht die Raupe des wilden Seidenspinners eine bittere, braune Flüssigkeit, haben Wissenschaftler um Sarah Brown von der Carleton-Universität in Ottawa herausgefunden.
Wenn Brown und ihre Kollegen die Raupen des wilden Seidenspinners Antheraea polyphemus am Kopf mit einer Pinzette leicht kniffen, gaben diese ein deutlich hörbares Klicken von sich. Wie Filmaufnahmen zeigten, entstand dieses Geräusch durch Öffnen und Schließen ihrer fein gezackten Mundwerkzeuge. Kniffen die Forscher die Raupen mehrmals, hielt auch deren Klicken länger an, und die Insektenraupen erbrachen eine bittere Flüssigkeit. Das Klicken sei ein akustisches Warnsignal auf das bevorstehende Erbrechen, sagen die Forscher. Denn eine chemische Verteidigung sei für Tiere kostspielig, und die Raupen benützen sie nur in höchster Not.
Auch als die Forscher die Seidenspinnerraupen von neugeborenen Küken angreifen ließen, verteidigten sie sich mit Klicklauten und Erbrochenem. Diese braune Flüssigkeit ist zwar nicht giftig, denn Ameisen und Mäusen fraßen nach einiger Gewöhnungszeit auch Nahrung, die die Forscher mit dem Erbrochenen in Kontakt gebracht hatten. Ließen sie den beiden Tierarten die freie Wahl, bevorzugten sie jedoch unversehrte Nahrung. Ungenießbare Warnflüssigkeiten sind in der Natur oft gefärbt, um den Angreifer abzuschrecken. Seidenspinnerraupen haben einen anderen Weg gewählt ? ihr dezentes Aussehen hilft ihnen, sich zu verstecken. Sie klicken und erbrechen nur, wenn sie entdeckt worden sind.
Sarah Brown (Carleton-Universität, Ottawa) et al.: Journal of Experimental Biology, Bd. 210, S. 993 ddp/wissenschaft.de ? Fabio Bergamin