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Missverstandene Flavonoide

Erde|Umwelt

Missverstandene Flavonoide
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Die Flavonoide, die roten Trauben ihre Farbe geben, wirken nach Ansicht von Forschern im Körper anders als angenommen. Bild: Wikipedia
Die gesundheitsfördernden Effekte der etwa in Rotwein und Schokolade vorkommenden Flavonoide sind bisher zu Unrecht ihren Radikalfängeraktivitäten zugeschrieben worden, glaubt ein US-Forscherteam. Zwar können die Substanzen im Reagenzglas aggressive freie Radikale effizient unschädlich machen, im Körper verlieren sie diese Fähigkeit jedoch ? einerseits, weil nur sehr geringe Mengen aus der Nahrung aufgenommen werden und andererseits, weil sie sehr schnell chemisch verändert werden. Gesund sind die auch in Gemüse und Obst enthaltenen Pflanzenstoffe aber trotzdem, betont Studienleiter Balz Frei: Da der Körper sie als Fremdstoffe erkennt, bringt er sein Immunsystem auf Vordermann und das sorgt wiederum dafür, dass Schadstoffe und geschädigte Zellen beseitigt werden.

Flavonoide sind eine große Gruppe von Substanzen, die etwa in Äpfeln, Weintrauben, Tomaten, aber auch in Tee, Kakao und Kaffee vorkommen. Sie sind starke Antioxidantien, das heißt, sie können aggressive Sauerstoffverbindungen ? häufig auch als freie Radikale bezeichnet ? abfangen und damit unschädlich machen. Genau auf diese Eigenschaft führten Wissenschaftler bisher auch die vielfältigen gesundheitsfördernden Effekte zurück, die mit einem regelmäßigen Verzehr von flavonoidhaltigen Lebensmitteln einhergehen, wie der Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und verschiedenen Krebsarten: Im Körper, so die Vorstellung, eliminieren die Flavonoide während des Stoffwechsels produzierte freie Radikale und schützen so die inneren Organe vor deren Zerstörungspotenzial.

Dieses Szenario kann nicht stimmen, lautet nun jedoch die Schlussfolgerung von Frei und seinem Team nach einer ausführlichen Analyse der Literatur: Von den mit der Nahrung aufgenommenen Flavonoiden erreichen maximal fünf Prozent tatsächlich das Blut ? und diese fünf Prozent werden außerdem sofort weiterverarbeitet, was ihre antioxidative Wirkung deutlich verringert. Die beobachteten Effekte sind nach Ansicht der Forscher eher darauf zurückzuführen, dass Flavonoide für den Körper Fremdstoffe sind und er seine Abwehrmechanismen aktiviert, wenn sie ins Blut gelangen.

Einmal aufmerksam geworden, beseitigen diese Verteidigungstruppen nicht nur die Pflanzenstoffe, sondern auch andere schädliche und potenziell krebserregende Substanzen ? ein Effekt, der die krebsvorbeugende Wirkung erklären könnte, so Frei. Zusätzlich aktivieren die Flavonoide bereits in geringen Mengen bestimmte Enzyme, die die Blutgefäße flexibel halten, Entzündungen vermeiden helfen und den Blutdruck senken, was insgesamt der Gesundheit der Herz-Kreislauf-Systems zugute kommt. Das lasse darauf schließen, dass ein mäßiger Konsum flavonoidhaltiger Nahrungsmittel für den Körper optimal sei, erklärt der Forscher. Eine zusätzliche Versorgung etwa über Nahrungsergänzungsmittel sei dagegen nicht zu empfehlen, da sie entweder keinen Effekt habe oder sogar Risiken mit sich bringe.

Mitteilung der Staatsuniversität von Oregon, Corvallis Originalarbeit: Silvina Lotitoa und Balz Frei (Oregon State University, Corvallis): Free Radical Biology & Medicine, Bd. 41, S. 1727 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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