Diese Annahme konnten Walker und ihre Kollegen nun bestätigen: Sie untersuchten das Erbgut von 55 weißen und 60 roten Traubensorten und stießen dabei auf zwei nebeneinanderliegende Gene, die die Farbstoffproduktion kontrollieren. Beide Gene können auch alleine arbeiten und jedes für sich reicht aus, um die Anthocyanbildung anzuschalten und die Trauben dadurch erröten zu lassen. Bei allen weißen Varianten waren jedoch beide Erbgutabschnitte verändert, und zwar auf eine Art und Weise, die sie vollständig inaktiv macht, wie eine genauere Analyse zeigte.
Die Wissenschaftler stellen sich daher die Entstehung der weißen Früchte so vor: Bei einem frühen Vorfahren der heutigen Trauben wurden kurz hintereinander beide Gene ausgeschaltet. Trotzdem waren die Früchte weiterhin rot, weil die Pflanze noch eine weitere Kopie der betroffenen Erbgutabschnitte besaß. Von ihren eigenen Nachkommen bekamen jedoch nur einige die funktionierenden Genkopien mit, während andere mit den veränderten Varianten und damit ohne rote Farbe zurecht kommen mussten. Deren Nachwuchs bekam wiederum nur die weißen Kopien und so weiter. Walker und ihre Kollegen sind sicher, dass diese ungewöhnlichen Veränderungen in gleich zwei nebeneineinanderliegenden Genen lediglich ein einziges Mal in der Geschichte der Trauben stattgefunden hat ? und dass daher alle heutigen weißen Traubensorten auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen.