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Zukunftsplanung zum Frühstück

Erde|Umwelt

Zukunftsplanung zum Frühstück
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Buschhäher planen voraus und verstecken abends Futter für den nächsten Tag. Foto: Ian Cannell & Caroline Raby
Buschhäher können für die Zukunft planen, haben amerikanische Wissenschaftler gezeigt: Wird den Vögeln regelmäßig ihr Frühstück vorenthalten, verstecken sie wenn möglich bereits abends ausreichend Futter, um morgens nicht hungern zu müssen. Damit zeigen die Buschhäher eine Fähigkeit, die bisher ausschließlich dem Menschen zugesprochen wurde, nämlich das Konzept der Zukunft erfassen und das Verhalten entsprechend anpassen zu können. Andere Tiere, die scheinbar ebenfalls für die Zukunft vorsorgen, tun dies entweder aus einem Instinkt heraus oder als Reaktion auf ein akutes, momentanes Bedürfnis ? und nicht als Folge einer bewussten Vorausplanung.

Die acht Testvögel von Nicola Clayton und ihrem Team wurden zur Frühstückszeit mehrere Tage lang immer abwechselnd in zwei verschiedene abgetrennte Bereiche ihres Käfigs gesetzt: In einem davon bekamen sie zerkleinerte Pinienkerne zu fressen, in dem anderen fiel das Frühstück dagegen aus. Am siebten Abend der Studienperiode präsentierten die Forscher den Vögeln unerwartet einige ganze Pinienkerne und gewährten ihnen gleichzeitig Zugang zu beiden Frühstücksräumen. Das Verhalten der Tiere war eindeutig, berichten die Biologen: In dem Bereich, in dem sie morgens immer hungern mussten, versteckten die Vögel mehr als dreimal so viele Kerne wie in dem, in dem es ein tägliches Frühstück gab.

Doch nicht nur Hunger, auch ein eintöniges Nahrungsangebot veranlasst die Tiere, ihr Frühstück zu planen, zeigte ein weiteres Experiment. Dabei bekamen die Vögel, ebenfalls immer abwechselnd, in einem Käfigbereich Pinienkerne zum Frühstück und im anderen Hunde-Trockenfutter. Wurden ihnen dann an einem Abend beide Futtersorten angeboten, versteckten sie im Trockenfutter-Käfig hauptsächlich Pinienkerne und im Pinienkern-Käfig überwiegend Trockenfutter, beobachteten die Forscher.

Um derartig vorsorgen zu können, muss sich ein Lebewesen von seiner aktuellen Situation und den augenblicklichen Bedürfnissen lösen und eine Art mentale Zeitreise in die Zukunft antreten, erklären die Forscher. Menschen lernen das etwa im Alter von zwei Jahren und beginnen erst mit vier oder fünf, vorauszuplanen. Buschhäher hatten bereits in früheren Studien gezeigt, dass sie in der Lage sind, eine geistige Reise in die Vergangenheit anzutreten, um ihre Nahrungsverstecke wiederzufinden und genau zuzuordnen. Die neue Studie zeige nun, dass sie sich auch die Zukunft vorstellen und ihr Verhalten an die erwarteten Bedingungen anpassen können, so die Wissenschaftler. Die Annahme, der Mensch sei das einzige Lebewesen, das dazu in der Lage ist, müsse daher eindeutig in Frage gestellt werden ? auch wenn wegen der fehlenden Sprache der Vögel nicht genau geklärt werden könne, wie ihre Vorstellung der Zukunft aussieht.

Nicola Clayton (Universität Cambridge) Nature, Bd. 445, S. 919 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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