Astronomen haben mit der Raumsonde Cassini über dem Saturnmond Titan einen riesigen Wolkenwirbel entdeckt und fotografiert. Mit einem Durchmesser von rund 2.400 Kilometern bedeckt der Wirbel aus Methan, Ethan und anderen organischen Verbindungen einen großen Teil der Nordpolregion dieses zweitgrößten Mondes des Sonnensystems. Der Wirbel besteht wohl schon seit einigen Jahren und wird sich erst in ein oder zwei Jahrzehnten auflösen, vermuten die Forscher. Nach ihren Modellen gehorcht die Bildung solcher Riesenwolken auf Titan einem Zyklus, der sich etwa alle dreißig Jahre wiederholt.
Die ersten Aufnahmen des Wolkenwirbels machte die Raumsonde Cassini bei einem Vorbeiflug bereits Ende Dezember. Bei einem weiteren Vorbeiflug zwei Wochen später konnten die Forscher den Wirbel erneut beobachten. “Wir hatten zwar eine Wolke erwartet, aber wir waren erstaunt über ihre Größe und Struktur”, kommentiert Christophe Sotin von der Universität in Nantes, einer der beteiligten Wissenschaftler. Die Beobachtung passt gut zu der Entdeckung, die ein internationales Forscherteam erst vor wenigen Wochen vermeldet hatte: In der Nordpolregion des Mondes gibt es Seen aus flüssigem Methan, hatten ebenfalls von Cassini geschossene Radaraufnahmen gezeigt. Beides zusammen bestätigt nun die Vermutung, dass es auf Titan einen ähnlichen Niederschlagskreislauf gibt wie auf der Erde. Das Methan aus den Seen verdampft, bildet Wolken und geht dann wieder als Regen nieder.
Dabei könnte es sogar einen regelmäßigen Zyklus geben: Die Bildung von Wolken dauert nach den Modellen der Forscher etwa 25 Jahre an, gefolgt von einer nahezu wolkenfreien Periode von fünf Jahren, bis dann erneut wieder Wolken entstehen. Während dieses Zyklus dürften sich die Wolken von der Nordpolregion des Mondes zum Südpol verlagern, schätzen die Forscher.
Die Raumsonde Cassini wird Titan in den nächsten Monaten noch über ein Dutzend Mal überfliegen. Die Wissenschaftler wollen diese Gelegenheit nutzen, um die Entwicklung des Wolkenwirbels näher zu beobachten. Cassini ist seit Oktober 1997 im All und hatte im Juli 2004 den Saturn erreicht. Seither umkreist die Sonde den Planeten und kommt dabei 7 seiner insgesamt 47 bekannten Monde teilweise sehr nahe.
Mitteilung des Jet Propulsion Laboratory, Pasadena ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald