Wer vor einem Tauchgang die Vitamine C und E einnimmt, vermindert die Belastung für sein Herz-Kreislauf-System. Darauf deutet eine kleine Studie eines kroatisch-norwegischen Forscherteams mit professionellen Tauchern hin: Bekamen die Testteilnehmer vor ihren halbstündigen Tauchgängen die beiden Antioxidantien verabreicht, wurde die Funktion ihrer Blutgefäße durch das Tauchen kaum beeinträchtigt. Auch kehrte die ursprüngliche Elastizität der Gefäße sehr viel früher zurück als ohne die Vitamine. Andere Veränderungen im Herz-Kreislauf-System wie eine leichte Verschlechterung der Herzleistung und ein Anstieg des Drucks in der Lunge konnten die Antioxidantien hingegen nicht auffangen, berichten die Forscher um den Kroaten Ante Obad.
Beim Tauchen gerät der Körper durch Faktoren wie den höheren Druck, das Einatmen des ungewohnten Gasgemischs, die niedrigere Temperatur und die körperliche Anstrengung unter Stress. Besonders betroffen ist dabei das Herz-Kreislauf-System, konnten Obad und seine Kollegen bereits in früheren Studien zeigen. So steigt beispielsweise der Druck in den Gefäßen der Lunge während des Tauchens deutlich an und das Herz vergrößert sich, während gleichzeitig die natürliche Flexibilität der Blutgefäßwände beeinträchtigt wird. Obwohl diese Veränderungen von den meisten Tauchern gar nicht bemerkt werden, können sie in Einzelfällen ernsthafte Folgen haben, schreiben die Forscher.
Da die meisten körperlichen Auswirkungen des Tauchens auf die Bildung so genannter freier Radikale zurückgeführt werden, testeten Obad und sein Team nun, ob Antioxidantien wie die Vitamine C und E diese Folgen lindern können. Dazu verabreichten sie sechs Marinetauchern zwei Stunden vor einem Tauchgang entweder ein Vitaminpräparat oder ein wirkstofffreies Placebo und bestimmten verschiedene Blutwerte und die Herzfunktion. Anschließend tauchten die Probanden für dreißig Minuten in einer Tiefe von dreißig Metern und wurden nach dem Auftauchen erneut von den Forschern untersucht.
Tatsächlich waren die Blutgefäße bei der Vitamingruppe weniger beeinträchtigt als in der Placebogruppe, zeigte die Auswertung: Sie waren nicht so stark erweitert und konnten besser auf abrupte Veränderungen des Blutflusses reagieren. In den anderen Werten unterschieden sich die beiden Gruppen hingegen nicht. Interessanterweise hielten die meisten Effekte länger als 24 Stunden an, schreiben die Forscher, wobei die Vitamine den Rückgang der Gefäßveränderungen deutlich beschleunigten. Taucher sollten sich daher bewusst sein, dass schon ein einziger Tauchgang länger anhaltende Konsequenzen habe, die zwar zum Teil durch die Einnahme von Vitaminen reduziert, jedoch nicht verhindert werden können.
Ante Obad (Universität von Split) et al.: Journal of Physiology, Bd. 578, S. 859 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel