Amerikanische Forscher haben eine intelligente Biopsienadel für die Entnahme von Gewebeproben entwickelt: Ihre Spitze enthält einen kleinen Sensor, der verschiedene Körpergewebe unterscheiden kann und damit die Gewebeentnahme präziser und sicherer macht. Bei Berührung oder beim Durchstoßen der unterschiedlichen Gewebetypen ändert der Halbleitersensor seine elektrischen Eigenschaften, erklären die Forscher. Dadurch können Mediziner gezielt auf krankhaftes Gewebe beispielsweise von Schilddrüsenknoten zusteuern und problemlos an kritischen Stellen wie den Hauptblutgefäßen vorbeinavigieren.
Der Sensor besteht aus dem Keramikmaterial
Blei-Zirkonat-Titanat und ist mit Abmessungen von rund einem zwanzigstel Millimeter innen am Ende der spitz ausgezogenen Spritzenkanüle angebracht. In zwei Testsystemen ? einem simulierten Schilddrüsenknoten in Form einer von Gel umschlossenen Olive und einem Fett-Muskel-Gemisch aus Schweinen ? konnten die Forscher bereits erfolgreich den Übergang von einem Gewebetyp in einen anderen unterscheiden.
Die sensorunterstützte Biopsie kann das herkömmliche Verfahren, bei dem der Arzt anhand von Ultraschallbildern die Nadel steuert, ergänzen, glauben die Forscher. Allein mit Ultraschall ist die Biopsie bisweilen zu ungenau, insbesondere wenn es sich um Gewebeproben aus tieferen Körperregionen handelt. Mit Nadellängen von über 2,5 Zentimetern könnten die Mediziner neben der Schilddrüse auch Gewebe der Brust, der Leber und der Nieren mit dem Sensorsystem entnehmen. Wenn es gelingt, Einweg-Biospienadeln in großer Zahl günstig zu fertigen, könnte das neue System in zwei bis drei Jahren marktreif sein, schätzen die Wissenschaftler.
Tao Li (Universität von Michigan, Ann Arbor) et al.: Lab on a Chip, Bd. 7, S. 179 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer