Diese Planetesimale müssen reich an Stickstoff- und Kohlenstoff-Verbindungen gewesen sein, berichteten Tobias Owen von der Universität von Hawaii und seine Kollegen auf dem Herbstreffen der American Geophysical Union. Die Stickstoff-Verbindungen entgasten aus dem Inneren und wandelten sich durch die Einwirkung des Sonnenlichtes in molekularen Stickstoff um, wie er auch in der Erdatmosphäre zu finden ist. Die organischen Verbindungen, nehmen die Forscher an, wurden durch den so genannten Fischer-Tropsch-Prozess in Methan umgewandelt. Dabei wird Kohlenmonoxid mit Wasserstoff zu Kohlenwasserstoffen reduziert. Der Wasserstoff, der für diese Reaktion nötig war, entstand nach Meinung der Forscher bei der Spaltung von Wasseratomen durch radioaktiven Zerfall, etwa von Uran oder radioaktivem Kalium, das in Gestein im Inneren des Mondes vorhanden ist.
Wie Owen und seine Kollegen berichten, scheinen auch einige der größeren Eisplaneten im Kuiper-Gürtel eine ähnliche Methanfabrik zu besitzen. Zumindest wurden auf einigen dieser Objekte im äußeren Sonnensystem kürzlich größere Methanvorkommen entdeckt. Auf Titan ist das Innere immer noch geologisch aktiv, wie die Huygens-Messungen des Isotops Argon-40 zeigen. Das Edelgas entsteht beim Zerfall von radioaktivem Kalium und gelangt durch Eisvulkane in die Atmosphäre.
Auf der jungen Erde haben sich nach Ansicht der Forscher ähnliche chemische Prozesse abgespielt wie auf dem Saturnmond. So wurde die Erde nach ihrer Geburt wahrscheinlich von ähnlichen Objekten getroffen wie diejenigen, aus denen Titan entstand. Sie reicherten die Atmosphäre mit Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen an, die dann in molekularen Stickstoff und Methan umgewandelt wurden. „In dieser Umgebung konnten sich auf der Erde die ersten Biomoleküle bilden“, so die Forscher. „Auf Titan wurde die Entwicklung dagegen eingefroren.“