Außerdem identifizierten die Forscher in den Algen charakteristische rote Pigmente, so genannte Phycobiliproteine. Das sind Farbstoffe, die unter anderem in Rotalgen vorkommen. Bei der neu entdeckten Algengruppe befinden sich die Pigmente in den Organellen, in denen die Photosynthese stattfindet. Dies war bisher von keiner Algenart bekannt. Die Forscher schlossen daraus, dass sie auf einen völlig neuen Stamm gestoßen waren. In Anspielung auf ihre geringe Größe (etwa zwei mal sechs Mikrometer) und die Pigmente nannten sie die Algen Picobiliphyta.
Noch ist unklar, welche ökologische Rolle die Mini-Algen im Meer spielen, da die Forscher die Einzeller bislang noch nicht kultivieren konnten. Die Picobiliphyta scheinen jedoch in den gemäßigten Zonen der Weltmeere relativ weit verbreitet zu sein. Die Forscher identifizierten anhand des Erbmaterials bislang drei Untergruppen. Die Picobiliphyta machten unter ähnlich kleinen Planktonalgen, dem so genannten Picoplankton, knapp zwei Prozent aus. In Wasserproben stießen die Wissenschaftler auf bis zu 80 Zellen der Picobiliphyta pro Milliliter.
Die Verwandtschaftsverhältnisse der neuen Algengruppe sind ebenfalls noch unbekannt. Wie Fabrice Not und ihre Kollegen schreiben, sind die Picobiliphyta so eigenartig, dass es sich, taxonomisch gesehen, um einen neuen Stamm handeln muss. Womöglich sind die Mini-Algen verwandt mit anderen einzelligen Pflanzen, die nur in Symbiose mit größeren Organismen vorkommen. Der unerwartete Fund elektrisiert die Mikrobiologen, sagt Klaus Valentin: „In den Meeren gibt es noch viel zu entdecken, insbesondere mit molekularbiologischen Methoden.“