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Warum man auch mal auf seinen Instinkt hören sollte

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Warum man auch mal auf seinen Instinkt hören sollte
Sich auf seinen Instinkt zu verlassen und Entscheidungen schon nach einem einzigen Blick zu treffen, liefert manchmal bessere Ergebnisse als langes Nachdenken. Das ist das Fazit einer Studie britischer Psychologen. Verantwortlich dafür ist eine ausgeprägte Hierarchie der Vorgänge während der Wahrnehmung: Schon in den ersten Sekundenbruchteilen werden bestimmte Eigenschaften eines Objektes unbewusst registriert. In dem Moment jedoch, in dem das übergeordnete Bewusstsein übernimmt, werden diese durch Informationen mit einer höheren Priorität überschrieben ? und das kann wiederum dazu führen, dass schnelle Entscheidungen zuverlässiger sind als wohlüberlegte Reaktionen.

In der Studie sollten zehn Freiwillige unter mehr als 650 gleichen Symbolen auf einem Bildschirm das eine lokalisieren, dessen Ausrichtung etwas verdreht war. Dazu erfassten die Psychologen den Moment, in dem der Blick der Probanden auf das veränderte Symbol fiel und schalteten das Bild dann entweder sofort oder nach einer kurzen Verzögerung ab. Anschließend sollten die Testteilnehmer angeben, auf welcher Seite sie das ungewöhnliche Symbol gesehen hatten. Das Ergebnis: Wenn keine Zeit zwischen Wahrnehmung und Abschalten vergangen war, lagen die Probanden in 95 Prozent der Fälle richtig. Duften sie dagegen das Bild eine Sekunde lang betrachten, trafen sie die richtige Seite nur in 70 Prozent der Fälle. Dieser Wert verbesserte sich erst wieder, wenn die Testteilnehmer mehr als vier Sekunden Zeit hatten.

Zuerst nimmt das Gehirn auf einer unbewussten Ebene ganz grundlegende Eigenschaften des Gesehenen wahr, wie beispielsweise die Farbe oder die Orientierung eines Gegenstandes, erklären die Forscher. Dann greift das Bewusstsein ein und setzt die Merkmale zu vollständigen Objekten zusammen. Dabei überschreibt es aufgrund seiner höheren Position in der Hierarchie manchmal das zuvor Wahrgenommene, selbst wenn es korrekt ist. So wird in dem Moment, in dem das Gehirn den Gegenstand etwa als Apfel erkennt, die Identität des Objektes zum wichtigsten Merkmal und verdrängt die zuvor herausstechende Eigenschaft.

Bei einem verdrehten Kreuz inmitten einer ganzen Reihe von Kreuzen wird also im ersten Moment die Andersartigkeit wahrgenommen. Im zweiten Schritt realisiert das Gehirn jedoch, dass das verdrehte Objekt auch ein Kreuz ist und damit den anderen gleicht ? der Unterschied tritt in den Hintergrund und ist für den Betrachter schwerer zu erfassen. Man könne allerdings lernen, diesen Effekt zu vermeiden, erklären die Psychologen, etwa indem man nicht direkt die interessierende Stelle fokussiere. Viele Maler kennen ebenfalls eine Strategie gegen das Phänomen: Wenn sie ein Gesicht malen, drehen sie häufig die Abbildung um. Dadurch wird die übergeordnete bewusste Gesichtserkennung ausgeschaltet, und sie können sich auf die Details wie Linien und Farben konzentrieren, ohne vom Bewusstsein gestört zu werden.

Li Zhaoping und Nathalie Guyader (University College, London): Current Biology, Bd. 17, S. 26 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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