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Vielsagendes Augenrollen

Erde|Umwelt

Vielsagendes Augenrollen
Die männlichen Vertreter einer nordamerikanischen Saugkarpfenart kommunizieren auf ungewöhnliche Art und Weise mit ihren Augen: Sie verdrehen ihre Augäpfel, bis das Weiße zu sehen ist und das von oben darauffallende Licht in Form kurzer, intensiver Lichtblitze reflektiert wird, hat ein kanadisch-amerikanisches Forscherteam beobachtet. Im Gegensatz zu anderen Tierarten, die ihre Weibchen mit optischen Signalen beeindrucken wollen, zielt das Augenrollen jedoch auf andere Männchen ab ? es soll sie erschrecken und so aus dem eigenen Revier fernhalten.

Die Wissenschaftler stießen auf die ungewöhnliche Kommunikationsstrategie, als sie einige Saugkarpfen der Art Xyrauchen texanus im Colorado River beobachteten. Normalerweise hielten sich die Männchen dabei dicht am Boden auf und waren kaum vom Hintergrund zu unterscheiden. Hin und wieder verrieten sie ihre Anwesenheit jedoch durch zwei kurze, etwa eine halbe Sekunde andauernde Lichtblitze, die sie durch das Verdrehen ihrer Augen erzeugten. Besonders häufig zeigten die Fische dieses Verhalten, wenn umherstreifende Männchen in ihre Nähe kamen.

Um den Sinn dieser auffälligen Signale zu verstehen, bauten die Forscher in zwei Fischmodelle anstelle der Augen weiße Leuchtdioden ein und setzten je eines der Modelle an die beiden Seiten eines Testaquariums. Anschließend ließen sie fünf Fische in das Becken und beobachteten deren Verhalten, wenn die beiden Modelle abwechselnd Lichtblitze von sich gaben. Das Ergebnis: Die männlichen Testfische hielten sich immer deutlich näher bei dem nicht blitzenden als bei dem blitzenden Modell auf, während die weiblichen Tiere keine Vorliebe für einen der beiden künstlichen Artgenossen zeigten. Demnach dient das Augenrollen wahrscheinlich dazu, umherstreifenden Männchen zu zeigen, dass sie sich in einem bereits besetzten Revier befinden, schließen die Biologen.

Weitere Untersuchungen zeigten außerdem, dass die Augen der Tiere optimal auf das Augenblitzen eingestellt sind: Die Blitze enthalten einen hohen Anteil ultravioletter Strahlung, und die Netzhaut der Fische weist im unteren Bereich Sinneszellen auf, die auf genau diese Strahlung reagieren ? und zwar besonders gut, wenn sie von unten kommt. Es handele sich bei dem Augenrollen daher um eine sehr effiziente Kommunikationsmethode, erklären die Forscher. Die Signale seien zwar auffällig, aber immer nur kurz sichtbar und erschweren potenziellen Feinden daher das Aufspüren der Tiere, während Artgenossen sie leicht wahrnehmen können.

Inigo Novales Flamarique (Simon-Fraser-Universität, Burnaby) et al.: Proceedings of the Royal Society B, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rspb.2006.0246 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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