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Volaticotherium flog Vögeln davon

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Volaticotherium flog Vögeln davon
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Das fliegende Säugetier lebte wahrscheinlich auf Bäumen und konnte mithilfe seiner Flughaut Gleitflüge unternehmen. Illustration: Chuang Zhao und Lida Xing
Die Säugetiere konnten schon viel früher fliegen als bisher angenommen und erhoben sich vielleicht schon vor den Vögeln in die Luft. Das sagen chinesische Wissenschaftler, die in der Inneren Mongolei mindestens 125 Millionen Jahre alte Fossilien eines kleinen Säugers gefunden haben. Somit ist Volaticotherium antiquus, wie die Entdecker das Tier genannt haben, das erste bekannte fliegende Säugetier und hat das Fliegen mehr als siebzig Millionen Jahre vor den Fledermäusen gelernt.

Die „fliegende Bestie aus dem Altertum“, wie der Name des kleinen Säugers übersetzt heißt, lebte in der Kreidezeit
und war damit ein Zeitgenosse der Dinosaurier. Die Forscher stießen auf seine fossilen Überreste in der Daohugou-Formation, einer fossilen Lagerstätte im Nordosten Chinas. Das Tier unterscheidet sich in mehreren Merkmalen von bereits beschriebenen Säugetieren aus derselben Zeit, berichten die Paläontologen. So hatte das etwa eichhörnchengroße Tier unter anderem verlängerte Gliedmaßen, einen langen Schwanz mit abgeflachten Schwanzwirbeln und besonders geformte, scharfe Zähne.

Das außergewöhnlichste Merkmal jedoch ist eine große Hautfalte, die zwischen den Vorder- und Hinterbeinen ihre Abdrücke im Gestein hinterlassen hat. Die Forscher vermuten, dass das Tier diese Flughaut wie die heute lebenden Gleithörnchen durch Ausstrecken der Beine aufspannen und so eine Tragfläche bilden konnte, die einen gleitenden Flug ermöglichte. Die Verlängerung der Gliedmaßen diente dabei der Maximierung der Tragfläche, um für das Gewicht des Tieres genügend Auftrieb zu schaffen. Mit einer Größe von 12 bis 14 Zentimetern und einem Gewicht von etwa siebzig Gramm entsprachen auch die Maße des fossilen Gleiters dem Gleithörnchen.

V. antiquus lebte auf Bäumen und ernährte sich von Insekten, glauben die Forscher. Dafür sprechen die großen Füße, mit denen sich die Tiere an Ästen festklammern konnten und die auf Insektennahrung spezialisierten Zähne. Nur durch einen Startpunkt in großer Höhe ist ein Gleitflug überhaupt möglich. Die Wissenschaftler nehmen außerdem an, dass der urtümliche Säuger nachtaktiv war, da auch heute lebende gleitende Säugetiere wie die Gleithörnchen oder die Gleitbeutler nachts munter sind.

Obwohl das Verhältnis zwischen dem geringen Körpergewicht und der großen Flughaut darauf hindeutet, dass V. antiquus durchaus wendig durch die Luft segeln konnte, schließen die Forscher eher aus, dass das Tier dort auch Beute machen konnte. Für Manöver dieser Art sei die Flügelstreckung nicht ausreichend gewesen. Der Gleitflug ist allerdings eine energiesparende Fortbewegungsweise und ermöglichte es dem kleinen Ursäuger, in einem großen Gebiet auf Futtersuche zu gehen und Räubern schnell zu entkommen.

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Das bisher älteste beschriebene fliegende Säugetier ist eine Fledermaus, die vor ungefähr 51 Millionen Jahren lebte. Die bislang bekannten gleitenden Säugetiere tauchten erst zwanzig Millionen Jahre später auf. Die Entdeckung von V. antiquus zeigt jedoch, dass sich Säugetiere schon viel früher in die Luft gewagt haben ? ungefähr zur selben Zeit wie die Vögel, wenn nicht sogar früher.

Jin Meng (Chinese Academy of Science, Peking) et al.: Nature, Bd. 444, S. 889 ddp/wissenschaft.de ? Annette Schneider
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