Vulkanische Gase können Mini-Ozonlöcher erzeugen. Dazu reicht schon ein kleiner Ausbruch aus, fand ein internationales Forscherteam um Genevieve Millard von der Cambridge-Universität heraus. Die Forscher analysierten und experimentierten mit Gasen, die der isländische Vulkan Hekla im Jahr 2000 ausstieß und die in mehr als zehn Kilometern Höhe von einem Forschungsflugzeug aufgenommen wurden. Vulkanische Gase führen zur Bildung von bestimmten Partikeln aus Eis und Salpetersäure, die wiederum Chlorgase aktivieren, die am Abbau von Ozon beteiligt sind, fanden die Forscher heraus.
Normalerweise gibt es in zehn Kilometern Höhe über Island, also in der
Stratosphäre, keine Wolken, da dort gar nicht genug Wasser vorhanden ist. Nur im Winter und nahe den Polen kann es so kalt werden, dass auch der letzte noch vorhandene Wasserdampf zusammen mit Salpetersäure an Partikeln kondensiert und gefriert. So entstehen die so genannten
Stratosphärenwolken. Diese begünstigen in der Luft die Freisetzung von
Halogenen, zum Beispiel Chlor, die für den Abbau der Ozonschicht verantwortlich sind.
Millard und ihr Team konnten mit ihren Versuchsergebnissen nun erstmals zeigen, dass vulkanische Gase, die nach Eruptionen bis in die Stratosphäre aufsteigen, ebenfalls solche Stratosphärenwolken bilden können. Die Forscher zeigen weiter, dass Chlorgase, ein weiterer Bestandteil von Vulkanwolken, an den Salpeter-Eis-Kristallen der Stratosphärenwolken zu ozonzerstörenden Chlorverbindungen reagieren. Übereinstimmend mit den Berechnungen der Forscher waren die Ozonwerte dort, wo sich die Vulkanwolke befand, sehr niedrig.
Die Geschwindigkeit, mit der das Ozon durch die Vulkaneruption abnahm, war weitaus höher als beim Ozonabbau durch die Stratosphärenwolken, die sich über den Polen zur Winterzeit bilden. Die durch Hekla verursachten kleinen Ozonlöcher bestanden für zwei Wochen, danach hatte sich die Ozonschicht wieder geschlossen. Die Wissenschaftler interessiert nun, was mit der Ozonschicht bei Eruptionen passiert, die weitaus größer sind und näher am Äquator stattfinden.
William Rose (Michigan Technology University) et al.: Journal of Geophysical Research, Bd. 111, No. D20, D20206 ddp/wissenschaft.de ? Sabine Keuter