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Unerwartetes Miteinander im Mittelohr

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Unerwartetes Miteinander im Mittelohr
Mittelohrentzündungen sind in vielen Fällen keine rein bakteriellen Erkrankungen, sondern werden von Bakterien und Viren gemeinsam verursacht. Das hat ein internationales Forscherteam um Aino Ruohola von der Universität im finnischen Turku bei der Untersuchung von 79 Kindern mit akuten Ohrinfektionen entdeckt. In zwei Dritteln der Fälle fanden sich dabei sowohl Viren als auch Bakterien in der Flüssigkeit, die sich im Mittelohr angesammelt hatte. Das gemeinsame Auftreten der Erreger könnte nach Ansicht der Wissenschaftler erklären, warum Antibiotika bei Mittelohrentzündungen nur in manchen Fällen anschlagen: Sie töten zwar die Bakterien ab, können aber den Viren nichts anhaben.

Mittelohrentzündungen entstehen meist als Folge von Atemwegserkrankungen, wenn Erreger über die Verbindung zwischen Nasen-Rachenraum und Mittelohr ins Ohr gelangen. Lange Zeit waren Mediziner der Ansicht, es handele sich bei den hauptsächlich bei kleinen Kindern auftretenden Entzündungen ausschließlich um bakterielle Infektionen, die typischerweise durch Streptokokken, Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus-Bakterien ausgelöst werden. Seit einigen Jahren mehren sich jedoch die Hinweise darauf, dass nicht nur Bakterien, sondern auch Viren die Entzündungen verursachen können. Da der Nachweis dieser Erreger jedoch sehr viel aufwändiger ist, ist das Ausmaß ihrer Beteiligung bislang noch unklar.

Aus diesem Grund untersuchten Ruohola und ihre Kollegen nun bei 79 Kindern im Alter von sieben Monaten bis sechs Jahren die Flüssigkeit, die aus dem Mittelohr austrat. Bei 96 Prozent der kleinen Probanden wiesen die Wissenschaftler einen oder mehrere Erreger nach, die aus den Atemwegen stammten. Ausschließlich Bakterien fanden sich bei knapp einem Drittel der Kinder, ausschließlich Viren bei etwa vier Prozent. In 66 Prozent der Fälle enthielt die Flüssigkeit dagegen sowohl Viren als auch Bakterien.

Die Viren sind dabei alles andere als unschuldige Zuschauer, schreiben die Forscher: Sie können Entzündungen im Ohr verstärken und das Eindringen von Wirkstoffen ins Mittelohr blockieren. Neben resistenten Bakterien und der Bildung von widerstandsfähigen Bakterienkolonien könnten die Viren daher mitverantwortlich für die häufig geringen Erfolge von Antibiotikatherapien sein. Die Wissenschaftler vermuten aufgrund der räumlichen Nähe zu den Atemwegen sogar, dass ähnliche Viren-Bakterien-Kombinationen auch andere Entzündungen wie die der Nasennebenhöhlen verursachen, die bislang ebenfalls als rein bakterielle Infektionen gelten.

Aino Ruohola (Universität Turku) et al.: Clinical Infectious Diseases, Bd. 43, S. 1417 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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